Montag, 18. April 2016

dreiundsechzig

nach langem mal wieder ein post. nach langem mal wieder ein post über die liebe.

über die liebe zweier menschen, die nie liebe war, aber doch dreiundsiebzig jahre hielt.

dreiundsechzig jahre. eine fast unvorstellbare zeit. sollte ich gegebenfalls meinen traummann morgen kennenlernen und sollten wir dreiundsechzig jahre beieinander bleiben, muss ich kurz den taschenrechner rausholen, wie alt ich dann wäre: 99. Ich müsste also 99 jahre alt werden, um so lang mit dem mann meiner träume, ab morgen zusammen sein zu können. mit den mitteln der modernen medizin und statistisch betrachtet, müsste ich dann wohl morgen einen 31 jährigen kennenlernen (weil männer statistisch eine 5 jahre kürzere lebenserwartung haben, als frauen, sollte wikipedia da recht haben) - grossartige idee - morgen laufe ich durch die welt und frage jedes männliche wesen, wie alt es ist, sollte einer "31" antworten, mache ich ihm einen heiratsantrag. perfekt. das ist mal ein konkreter plan! alle anderen parameter ausser acht lassen und auf das wesentliche konzentrieren. und dann gemeinsam gesund ernähren und alt werden. 99 und 94.

meine tante ist 80. am samstag hat sie ihren mann verloren, nach 63 jahren. sie haben geheiratet, da war sie 17. ihr erstes kind war auf dem weg. es war mitten im krieg. ihr zuhause war gerade zerbombt worden. ihre mutter war gerade gestorben. und sie war 17 und er hatte schöne haare und war ein toller typ. viel mehr wusste sie über ihn nicht, nur dass sie sein kind in ihm trug und es kein zuhause, keine mutter (der vater war schon lange gestorben) mehr gab.
geküsst. richtig geküsst, hatten sie sich eigentlich nie, auch nicht am anfang. es war eher so eine schnelle nummer, von der sie sich liebe versprach und er, wahrscheinlich eine schnelle nummer. aber die zeiten und das leben waren so, sie heirateten. das zweite kind kam. hamburg wieder aufbauen, das leben aufbauen, arbeiten und die kinder am leben erhalten, so lange stillen, wie es irgendwie möglich war - nicht was schicklich oder im trend war. sondern nahrung, überleben. tapfer und schön war sie. alte fotos bezeugen es, wie schön sie war. als ich auf die welt kam, war sie schon 45. aber immer noch eine schöne frau. und ganz viel lachen. wenn meine tante lacht, dann lachst du nicht, worüber sie lacht, sondern du lachst mit ihr, weil ihr lachen so ansteckend ist.

eine erinnerung an sie, hat sich festgebrannt in mir. ich war 15. sie 60. ich war zu besuch in hamburg und wir gingen das erste und einzige mal zusammen ins kino. wir schauten "die brücken am fluss" (für die jenigen, die den film nie gesehen haben, anschauen. mehr gibt es dazu nicht zu sagen.) und wir haben zusammen rotz und wasser geheult. und wir gingen aus dem kino raus und sie schaute meine verheulten augen an und sagte zu mir: du kannst dir das gar nicht vorstellen, und ich wünsche dir, dass du es dir nie vorstellen kannst, wie es ist, nie wirklich geliebt zu haben. noch nicht einmal für 4 tage." und in diesem moment offenbarte sich mir ganz viel von dieser frau. ihrem gesamten leben. ihrem innersten, ihrer sehnsucht. und ich bin vielleicht in diesem moment gewachsen. etwas in mir, hat sich verändert. diese simple wahrheit, ausgesprochen, nach einem kino besuch,

und heute, 20 jahre später, hat meine tante immer noch nie richtig geküsst in ihrem leben. aber sie trauert um ihren mann. mit dem sie 63 jahre verheiratet war.

ich habe jetzt lange über den wortlaut nachgedacht, erst wollte ich schreiben: der 63 jahre an ihrer seite war. der 63 jahre bei ihr war. - all diese romantischen beschreibungen. aber nein, das wäre falsch gewesen. denn er war 63jahre nicht an ihrer seite oder bei ihr. er war da. und sie war mit ihm verheiratet. aber er war ihr keine stütze, kein begleiter. er war - meistens - da. und sie war immer mit ihm verhieratet und sie war ihm immer treu. aber ich erinnere mich an situationen, in denen sie lachte und er blaffte: lach nicht so laut. oder sie mit meiner mutter telefonieren wollte (die ihre beste freundin ist) und sie es nicht durfte. weil er es ihr verboten hat. er hat ihr so viel von ihrer freude und fröhlichkeit genommen und ihrem leben.

aber er hat ihr auch zwei kinder geschenkt, die sie über alles liebt. und sie war 63 jahre verheiratet.
und jetzt ist er gestorben und ich trauere nicht über ihn. ich bin traurig darüber, dass sie traurig ist, dass sie in ein loch fällt. dass sie nicht weiss, wie sie leben soll, ohne den mann, mit dem sie 63 jahre verheiratet war. und ich kann es verstehen. ich kann verstehen, warum ihr leben gerade den halt verliert, der nie halt war. die fugen auseinander brechen, die nie eine wand waren. aber sie hat 63 jahre lang den halt erfunden und die fugen säuberlich gekittet. hatte leiser gelacht, weniger telefoniert. das waren bahnen, in denen sie gelebt hat. seit 63 jahren.

ich werde hinfahren, in drei wochen, mit meiner mutter. und heute habe ich ihr geschrieben, dass wir kommen und drei flaschen wein mitbringen, für jeden eine. und wir dann tun, was auch immer, wir tun wollen. und ich hoffe, wir heulen rotz und wasser. über das leben und das was es uns beschert. und wir werden uns taschentücher reichen. und ich kann ihr erzählen, wie es ist, geküsst zu werden von einem mann, der einen wirklich liebt und den man selber wirklich liebt. vielleicht nicht 63 jahre lang, aber eine zeit lang. und vielleicht spreche ich von erotischer anziehung und sie kann mir von wirklicher liebe berichten, wie es ist, den menschen zu verlieren, der 63 jahre lang, dein mann war.
und wir werden weinen - oder rotz und wasser heulen. und dann werden wir lachen. über rotznasen. und ich werde etwas lernen, wieder, für mein leben. und ich werde sie halten, in meinen armen. und hoffen, dass sie noch ein paar jahre hat, in denen sie so laut lachen kann, wie sie will und so lang mit meiner mutter telefonieren kann und mit mir, wie sie will. ein paar jahre,

mit träumen, von richtigen küssen.

Montag, 19. Januar 2015

putz - du bist mein high five.

man trifft ja viele menschen in seinem leben. und ich kann schon behaupten, dass ich relativ viele menschen getroffen habe. weil ich zum einen ein kommunikativer mensch bin. zum anderen, weil ich oft umgezogen bin. gibt aber immer so menschen, die da so aus der masse rausstechen. und das sind nur ein paar. ein paar ganz besondere. die nummer mit dem: kann ich an einer hand abzählen. und da hat im letzten jahr eine die hand (meine hand) voll gemacht. ein high five sozusagen. das is die putz. mein high five.

und das war so: neue abteilung, neue kollegen, ein besuch im baguette. und wenn ich an dieser stelle ehrlich sein darf (und da ich das hier alles eh nur für mich schreibe, sollte ich ehrlich sein): sie erinnert sich nicht dran. da werden jetzt viele meiner leser aufschreien und in richtung ihres bildschirms schreien: DUMME SCHLAMPE!!! WIE KANN DIR DENN SOWAS PASSIEREN???? Da kann ich meine, um mich besorgten, leser beruhigen und die Putz nur in schutz nehmen. es war 8 uhr morgens, eine zeit des tages in der die Putz eigentlich noch gar nicht existiert und wir haben da auch nur ungefähr drei sätze gewechselt. die ungefähr so spannend waren: ah, ihr habt heut betriebsausflug? Wandern! Aha. (wandern ist neben früh aufstehen die zweitliebste betätigung der Putz) noch`n brötchen holen. käse? käse geht immer. yo - dann viel spass. bald sehen wir uns öfter, bin jetzt bei euch im zweiten. ah.
sagen wir, wie es ist: das war jetzt nicht die allerbeste, erste konversation die je zwei menschen, die sich zum ersten mal gesehen haben, hatten. aber es muss nicht immer die allererste sein, die freundschaften entstehen lässt.
bei der Putz und mir war das eher ein schleichender prozess, der dann unzertrennlich machte. das war auf einmal da: unzertrennlich.

duo infernale. little gang. fucking legends. die beeden schon wieder.

und dabei ist die auch noch viel jünger als ich, die Putz. wo gibts`n sowas? pff.
und dann sind wir auch noch die ossi - wessi connection in tirol.
und dann können wir auch noch so unfassbar viel reden. stundenlang. brauchen da sonst gar niemanden, die stören nur. hatten schon manchmal die befürchtung, dass wir etwas a-sozial rüberkommen. aber könnt ihr jetzt bitte trotzdem aufhören uns zu stören - wir reden erst seit 5 stunden durchgehend und würden das gerne in ruhe die nächsten drei stunden (mindestens) noch weiter tun. also bitte!
und nichtstun können wir auch so unfassbar gut gemeinsam. herrlich. also getrennt voneinander. nichts. einfach nichts.
und schnulzfilme schauen. ha. ach - da sind wir profis. da erzählt uns keiner was.
und architekten sind wir. aussen- und innen. luftschlösser vom allerfeinsten. mit garten. also auch noch landschaftsgärtner.
und kreativ sein können wir miteinander. in alle richtungen. und am besten auf den letzten drücker.
und shoppen zusammen - wobei ich doch shoppen gar nicht mag.
und wenn wir beide einen roadtrip machen. da haben alle was von. denn die Putz fährt und ich les vor. da kann man sich nur noch zurücklehnen und denken: also roadtrip - mit den beiden, beste idee ever.
und
und
und
und

UND jetzt kommts. die geht! die geht nicht um die ecke, nee, sonst wär sie ja nicht die Putz. die wandert aus. und nee, nicht in die schweiz. nee, das wär ja um die ecke. ne. nach australien!! Und jetzt, liebe leser, ist euer zeitpunkt gekommen, in richtung bildschirm zu schreien: DUMME SCHLAMPE!!!! WAS FàLLT DIR DENN EIN?????? Und an dieser stelle, liebe nichtvorhandene leserschaft, kann ich nur sagen: genau. nicht, dass ich mich nicht freue und ihr das allerbeste, schönste, tollste leben in australien wünsche. aber ich wage an dieser stelle egoistisch zu sein.
und wenn ich das alles hier ins lächerliche ziehe, liegt es doch nur daran, dass ich nicht weiss, wie ich es sonst sagen soll. ohne dass das mit dem salzwasser aus den augen passiert. und ja, ich sag mir ja, australien ist nicht AUS der welt, nur am anderen ende. und wer weiss, vielleicht schaffen wir den roadtrip. und wer weiss, wo wir uns bald wiedersehen. aber es ist das ANDERE ENDE DER WELT. und da bekommt das: kommste rum? eine völlig neue bedeutung. und kann man sich ja jetzt noch gar nicht so vorstellen. und will man ja auch noch nicht. man hat ja noch genau 8 tage und 3,5 stunden.

und bei dem ganzen dran denken, fiel mir ein zitat aus meinem lieblingsbuch ein (wer "die entdeckung des himmels" gelesen hat, kennt es, wer es nicht gelesen hat, lesen, sofort tun! ihr banausen!)

"Was meinst du", fragte er, "wenn wir jetzt aufs Dach steigen, und ich drücke aus meinem Füller einen Tropfen Tinte und lasse ihn gegen ein Blatt Papier wehen: wie gross ist dann die Wahrscheinlichkeit, dass in meiner Schrift dasteht: Ich will nicht, dass Ada bei mir bleibt?"
"Es ist unmöglich."
"Die Wahrscheinlichkeit ist zwar nicht gleich Null, aber vermutlich ist das All zu klein, um die Tinte zu enthalten, ehe es geschieht." (Harry Mulish "Die Entdeckung des Himmels")

Putz, du bist mein high five. und ich werd einfach oft mal so dastehen, wo auch immer auf der welt und meine hand hochheben und ich weiss schon, du tust es auch.

Montag, 1. Dezember 2014

zwei stunden in einem zuhause

es gibt so tage. da steigen einem die tränen ganz ungewollt in die augen. nicht wegen irgendwelchen dämlichen filmen (die man schon gern schaut und vor allem allein, weil man weiss, dass sich das ein oder andere tränchen in die augenwinkel schleichen könnte, obwohl man denkt, es ist eher peinlich.) nein, weil es gibt diese tage, an denen man etwas erlebt und das einen einfach innerlich ein bisschen umhaut. und das muss ja gar nichts grosses sein, sondern etwas, das für viele menschen alltäglich, normal, standard ist. aber einen selbst, drin in dieser situation haut es einfach um. kalt erwischt von der seite und von der anderen seite auch noch. watsch. mitten in die fresse rein. die tränen geschickt mit der kaffeetasse auffangen. weil, die anderen sollen das jetzt lieber nicht mitbekommen. und man ist auch gar nicht in einer weinerlichen stimmung gewesen. alles war gut. dachte man. ist es auch. nur manchmal gibt es diesen moment.

am sonntag, auf dem heimweg, von einem netten wochenende, zu hause bei ihren eltern vorbeigefahren, weil es auf dem weg liegt und da muss ich noch was abholen. und mama macht kuchen. und es ist der erste advent. und wir kommen an. an der tür stehen mama und papa und nehmen so herzlich in empfang, in dem haus, in dem die freundin aufgewachsen ist, ihr zu hause. da sind ihre wurzeln. genau da. auf diesem fleckchen erde. da hat sie reden, gehen, fahrradfahren gelernt, erster liebeskummer, erstes, alles. das ist schon für mich, schluck. das ist schön, das ist für mich der wunsch, der schon immer da war. diesen einen ort zu haben und ihn nicht auf 18 orte verteilen zu müssen und am ende gar nicht mehr wissen, wo zu hause ist. weil mama und papa nie gemeinsam an der tür stehen und herzlich willkommen heissen. egal ob ich allein oder mit freunden komme. das sind zwei unterschiedliche türen, weit von einander entfernt, wo mama und papa stehen.
und dann setzt man sich auf die eckbank in der küche, frischer kuchen wurde gebacken, kaffee, wollt ihr sonst noch etwas? nein, danke, das reicht alles tausendmal. und man sitzt schweigend da und erlebt diese familie. kümmernd. lachend. besorgt seiend. herzlich. und pläne schmiedend für weihnachten. und man wünscht sich einfach, teil zu sein. und man stellt sich weihnachten vor, in gewusel und es ist wahrscheinlich auch nicht immer einfach. aber es scheint so schön zu sein und das ist es auch.
zwei stunden in einem zuhause, mit allem was es mit sich bringt. an chaos. an streitereien. an sorgen. an erinnerungen. an ersten schritten. von töchtern. von enkelkindern. von liebe.

und da sitzen. und die tränen in der kaffeetasse verstecken. weil man es sich auch so sehr wünschen würde. das wird aber nicht mehr.

dankbar sein. für die freundin. dass sie es hat. und sich fest vornehmen, ihr zu sagen, wie dankbar sie sein soll. weil es nicht selbstverständlich ist. und wissen, sie ist dankbar, aber ihr es trotzdem nochmal sagen wollen. weil man doch dazu neigt, alles für selbstverständlich hinzunehmen.

und am ende sich bedanken, dass man zwei stunden teil war.

Sonntag, 12. Oktober 2014

Igor - oder "Das Hotel Jungbrunnen"

Wieder mal ein Zufall. Durch Zufall wurde ich eingeladen mitzukommen. Nach Bad Gastein. Mit den Mädels ein Wellnesswochenende. Wellnesswochenende hört sich perfekt an, hab ich mir gedacht, kann ich gut gebrauchen. Und dann gehen diese Bilder an im Kopf, wie man sich Wellnesswochenenden vorstellt: helle Räume, Ruhe, draussen wunderschöne Natur, drinnen gedämpfte Musik und wunderbarer Duft und alle sorgen und bemühen sich um sein Wohlbefinden, man muss sich nur reingleiten lassen, in den Whirlpool, in den weichen Bademantel, der im Zimmer bereitliegt, in die Hände des Masseurs oder der Gesichtsbehandlung. Ein leichtes Schweben durch ein Wochenende in Ruhe und gesundem Essen und Tee und abends vielleicht einen Prosecco. Früh aufstehen und die ersten Bahnen im Pool schwimmen und in der Sauna entspannen, in der herrlichen Stille des Ruheraumes wegdösen.... Ja, so stellt man sich das vor. Ich stelle mir das so vor. Ich habe mir das so vorgestellt. Freitag fahren wir los und ein ganzes wochenende dahin gleiten bis sonntag und am sonntag nach hause kommen und leise seufzend sich zurück sehnen in die Ruhe und noch einen Tag haben wollen, an dem sich alle nur um sein Wohlbefinden sorgen.

Naja. Soviel zu den Bildern im Kopf. 

Donnerstag wurde ich also gefragt: kommste mit? wird super! Ich gleich: ja, klar komm ich mit! wird super! (Siehe oben die bilder im kopf). 
Dann fragte ich: wohin fahren wir denn? Antwort: Bad Gastein! Hört sich schon mal super an. Ein "Bad" ist immer gut, die kennen sich aus mit meinen Bildern im Kopf. (Ich kannte Bad Gastein nur vom Namen, mehr Wissen war da nicht)
Dann fragte ich: wie heisst denn der Wellnesstempel in Bad Gastein in den wir fahren? Antwort: Hotel Elisabethpark! Hört sich super an: Park im Namen ist immer gut... um das Hotel liegt ein grosser Park, durch den man entspannt wandeln kann! 

Dann hab ich mal gegoogelt, Bad Gastein, Hotel Elisabethpark - und manchmal soll man das nicht machen, das mit dem googeln. 

Ich zu den Mädels: das ist aber schon ein ganz schöner Bunker! 
Die Mädels: wieso Bunker? 
Ich: Naja, weil es ca. 400 Zimmer  hat und ein bisschen aussieht wie ein Bunker. Also so ein 70er jahre Hotelbunker, ihr wisst schon, Massentourismus und hässliche Gardinen. 
Die Mädels: Ham wa gar nicht geschaut, haben einfach gebucht, war so günstig. 

1:0 für sie. Denn günstig war es wirklich. Da gibt es nur zwei Möglichkeiten: Hotel ist super, aber es ist so sehr Nebensaison, dass sie Supersonderangebote machen. Oder: die besten Zeiten dieses Hotels sind vorbei und sie versuchen irgendwie die Zimmer voll zubekommen. 

Wir starten trotzdem. Am Freitag nach der Arbeit. Die Sonne scheint, es ist perfekt. Alle Mädels rein in die Nuttenschleuder (weisser 5er BMW aus dem Jahre 1979, ca.) - es ist perfekt, ok, bis auf meine Roadtrip-Playlist, da mein iTunes nicht so wollte und deswegen auf alte Musik zurückgegriffen werden musste, aber naja, passt ja irgendwie. 
Erster Stop: Achensee. Mittagessen, spazieren gehen am Achensee, schönster Sonnenschein. Auf einemal kommen Kühe auf uns zu. In Tirol nichts ungewöhnliches im Herbst, Almabtrieb (ja, steffi, es ist der almab - nicht der auftrieb). Noch ganz lustig, Fotos machen, wir 20 cm vom Seeufer entfernt, schmaler Weg voller Kühe, dann die Strasse. Da denkt man, die Almabtriebbauern haben das alles im Griff, da muss man sich nur an den Rand stellen und die riesen Kühe trotten an einem vorbei. tun sie auch bei allen anderen. Nur nicht bei uns. Als sie auf der Höhe von uns sind, denkt die eine Kuh: besteig ich doch mal die kuh vor mir, die kuh vor ihr, denkt sich: nicht mit mir! Und rennt los, genau auf uns zu. tolles gefühl. 2 tonnen kuh rennen auf einen zu. Wir können gerade noch wegspringen und landen fast im achensee. Aber, puh, überlebt. Leichter Schock hängt noch in den Knochen. 

Weitergehen. Sagt mal Mädels, hört ihr das Pfeifen auch? Welches Pfeifen? Na das aus dem Wald, da! Ah ja, da steht einer und pfeift und, ähm, ja, wedelt mit seinem Dödel. Der wedelt mit seinem Dödel? Ja, der wedelt wirklich mit seinem Dödel. Und ja, er läuft uns hinterher und pfeift immer, wenn wir nicht hinschauen, damit wir wieder hinschauen und er mit dem Dödel wedeln kann. Was ist denn hier los? Schnell weiter. Dödelwedler brauch ja nun wirklich kein Mensch. 

Also, man muss sagen, das fängt ja gut an. 

Erstmal ein Eis essen, zur Entspannung, weil ist ja Wellnesswochenende. Eis geholt, auf den Steg am See gesetzt. Fotos machen. 

Jetzt geht es aber wirklich mit der Wellness los - Ah - Splitter im Fuss. nicht nen kleinen, nein, der halbe Steg steckt in meiner Fusssohle. Na super - raus operieren. Geht nicht. steckt zuviel, zu tief drin und ist auch noch in meinem Fuss abgebrochen. Augen zu und weiterhumpeln. 

Nächste Station: Zell am See. Es ist schon spät und es geht sich nur eine gespritzter Mangosaft aus, humpelnd am See entlang, da bin ich nicht ganz so schnell. Wir treffen unglaublich viele Araber. Also nicht nur so 2 - 3, nee, also eigentlich sind da nur Araber. 

Weiter, kurz am Bahnhof das nächste Mädel einsammeln, Zug hat Verspätung, Zeit für ein paar Nuttenschleuderfotos.
Und dann endlich, nach einer kurzer Verfahrung: Bad Gastein. Es ist 22 Uhr. Das Essen im Hotel haben wir verpasst, aber sie machen uns eine Jausenplatte fürs Zimmer fertig. 
Das Hotel ist: ein Bunker. Seine besten Zeiten sind lang vorbei. Ein Russe hat es gekauft vor ein paar Jahren, und ein bisschen renoviert. Ein bisschen. Früher war das mal toll, jetzt hat es einen morbiden Charme, der auch was hat. Nur überhaupt nicht an Wellness denken lässt. Die Bilder in meinem Kopf werden schwarz-weiss, mit patinaeffekt. Und immer wieder geht mir "das grand hotel budapest" durch den kopf. 

Wir essen die Jause, trinken dazu Prosecco, in den wirklich grossen Zimmern, zugegeben. gross sind sie. 
Gehen in die Bar für weiteren Prosecco, da sitzen zwei männer und was tun diese, wenn 4 junge frauen reinkommen  - genau. aber nach dem wir uns auf unsere Männer, die schon oben im zimmer schlafen, berufen, geben sie ruh (dass die die story geglaubt haben, zeugt davon, wie hochintelligent sie waren... )

der nächste morgen, die sonne scheint, es ist herrlich, das frühstück in einem riesigen frühstückssaagl gut. das "wellnesscenter" macht erst um 15 uhr auf, also ändern wir unsere pläne und machen uns auf und erkunden Bad Gastein. zuvor versuchen wir uns für massage, pediküre und gesichtsbehnadlungen anzumelden, das heisst, wir schreiben es auf einen zettel an einer verlassenen rezeption im wellnessbereich. 

Bad Gastein ist schön. Es liegt mitten in einer schlucht, zwischen hohen bergen, ein riesiger Wasserfall braust mitten durch das örtchen. überall der morbide charme, bilder von längst gestorbenen grössen der weltgeschichte, die bad gastein einmal besucht haben. längst vorbei, längst gestorben.





Wir spazieren durch Bad Gastein (ich humple, weil der Achenseer Seesteg immer noch in meinem Fuss steckt) und es ist schön. Irgendwann gehen wir um eine Ecke und was ist da:  Telefonzellen, so richtige Telefonzellen! Die gibt es nirgendwo mehr, aber hier schon: 
Nach dem Erkundungstrip waren wir bereit: jetzt aber reingleiten lassen, in das wellnessparadies. also, das, naja, also massieren lassen können wir uns ja. Wir werfen uns in die bademäntel. fest etnschlossen jetzt so richtig zu entspannen und die ruhe zu geniessen... 
wir stehen wieder an der verlassenen rezeption an der wir morgens den zettel hinterlassen hatten, mit unseren wunschterminen, für unsere wunschbehandlungen. alles ist dunkel, fast schon unheimlich, beklommen und ratlos stehen wir da, in unseren bademänteln und badeschlappen. steffi traut sich und geht durch den endlos langen dunklen korridor und versucht verschlossene türen zu öffnen und ruft "hallo", es hallt in den leeren gängen, aber keine antwort. gerade als sie die tür zum "private spa" aufmacht, erscheint plötzlich, von irgendwo her, ein riesiger Russe, in einer weissen hose und einem weisse t-shirt (das half nicht, ihn freundlicher aussehen zu lassen) und seine tiefe, russische stimme, die dafür gemacht ist, über die sibierische steppe zu hallen, hallt nun durch die leeren gänge: was machen sie da? (man stelle es sich bitte mit russischem akzent vor). dagegen waren die Kühe und der dödelwedler ein klacks, steffis knie zittern noch zwei stunden später vor schreck.
Also, das ist der masseur, wir nennen ihn Igor, der einzige Name der zu ihm passt, er ist der jenige, der sich um unser wohlbefinden sorgen soll, er derjenige in dessen Hände wir uns reingleiten lassen wollten und unendlich entspannt werden wollten. Seine Grösse, sein langer Zopf (vorne platte, hinten dünner zopf... mhhh...), seine stimme und vor allem seine unglaublich unfreundliche Art helfen nicht gerade dabei, dieses Bild des entspannens aufrecht zu erhalten... wir bemühen uns ja wirklich redlich. Igor motzt uns an, wie wir denken könnten, dass wir alle vier eine massage haben wollen würden und pediküre schon gar nicht, die kollegin ist mal wieder krank, schrecklich diese unzuverlässige frau, als wäre es unser fehler, dass die frau krank ist... wir werden immer kleiner, ziehen die köpfe immer tiefer zwischen die krägen unserer weissen bademäntel und fangen an uns zu entschuldigen, wir würden ja nicht unbedingt wollen, wir hätten nur gedacht, dass es vielleicht möglich wäre, also wenn er keine zeit hat, dann würden wir auch verzichten und würden keine massage buchen und er müsse sich jetzt wirklich nicht bemühen oder wenn er irgendwelchen stress wegen uns hätte, das würden wir nun wirklich nicht wollen. also nicht wegen uns jetzt irgendwelche umstände, wir würden auch einfach wieder gehen. er lies sich dann dazu hinab anny und mich je für eine halbe stunde zu massieren (das war natürlich nicht das,, was wir eigentlich wollten, aber immerhin). ich sollte anfangen. Und ich hatte angst. die beste ausgangssituation für eine entspannende massage. aber ich habe mich zusammengerissen, augen zu und durch. und er konnte es. wirklich. man musste sich nur ganz fest vorstellen, dass es ein anderer ist, der einen gerade massiert - bloss nicht die augen aufmachen. auf gar keinen fall, niemals die augen aufmachen! Und die Frage am Ende: War gut? ignorieren. 
danach in die sauna, auch gut. dann in den ruheraum - naja, schön ist anders, entspannend nicht, und fenster auch nicht. und irgendwie schepperten alle türen um einen herum und aus der sauna nebenan schnarchte es sehr laut (wenigstens die oder der war entspannt). Und dann im Pool - kaum drin, wer kam rein, die typen vom vorabend aus der bar... also raus aus dem pool... aber das gute an der aktion: der seesteg lies sich aus meinem fuss entfernen und ich konnte wieder gehen. 
abendessen war gut. in der halle. 

am nächsten morgen aufgewacht und nebel hing über bad gastein, und das passte zu bad gastein und diesem wochenende. das kulisse für jeden gruselfilm sein könnte. aber ganz ehrlich? Es war herrlich, wir haben soviel gelacht, über alles. über igor. über den dödelwedler, über die kühe, über das alte hotel, in dem irgendwann auch schon mal thomas mann übernachtet hat. damals. und wir fühlten uns jung (sehr jung!) und erfrischt und seufzend sind wir zu hause wieder angekommen: wie schön ist es zu hause. 


Ich: Mädels, wann fahren wir wieder hin? 
Mädels: BALD!

m.

sonntags lesenswert 9

gestern zu ende gelesen und es hallt noch in mir nach. dieses buch. wunderschön denk ich. wunderschön denk ich wieder und nochmal. und kann ich nochmal von vorne anfangen. und wieder wunderschön. und kann ich nochmal die gefühle durchleben. von lachen, weinen, staunen, begeistert sein. und nein, es ist keine liebesgeschichte. nicht so eine liebesgeschichte. eine viel bessere liebesgeschichte. das buch quilt über vor lauter liebe, aber sie beginnt nicht mit dem anfang der liebe, na gut ein bisschen schon, aber nicht mit der liebe zwischen mann und frau, sondern mit der liebe zu seinem eigenen kind und da ist auch ganz viel liebe zum mann, aber es geht nicht um das entstehen einer liebe zwischen mann und frau, sondern zwischen mutter und tochter.

das buch heisst: "Völlig fertig und irre glücklich" von Okka Rohd. Okka schreibt schon lang einen Blog SLOMO den ich irgendwann mal entdeckt habe und seitdem liebe. Wenn ich ganz argen Stress bei der Arbeit habe und alles gerade aus dem Ruder läuft, dann klicke ich auf den Link in meiner Favoritenliste und hoffe, dass es einen neuen Eintrag gibt, in den ich mich 5 Minuten flüchten kann, wenn kein neuer da ist, stöbere ich kurz in den alten und dann geht es mir nach 5 Minuten Okka lesen wieder besser. Sie hat den Blog angefangen, als sie schwanger war und das festhalten wollte, das Gefühl, die Gedanken, die Rezepte, die sie auf einmal anfing zu kochen und zu backen (Nestbautrieb?)

Und nun hat sie ein Buch veröffentlicht, darüber. über das schwanger sein und die ersten Jahre mit Kind. Und da fragt man sich, warum gerade ich, so ein Buch lese? Weil es schön und ehrlich ist. Wunderschön und wunderehrlich. Man muss nicht selber schwanger sein, oder Mutter oder beides werden wollen, um dieses Buch lesen zu können und zu verstehen. man muss nur das leben lieben. Und es ist auch nicht so, dass man nach dem lesen dieses buches denkt: na nu aber, jetzt will ich aber auch Mama werden. Weil das will ich auch. Nee, das passiert nicht. Denn es ist ihre Geschichte und diese Geschichte bleibt ihre, die von ihrem Mann und ihrer kleinen tochter, fanny. Da kommt gar nicht der Gedanke: ach, das könnt ja auch mich glücklich machen, so ein leben. Nur das Lesen dieses Buches macht einen glücklich. Und das reicht, das ist schon so viel.

Es gibt ungefähr drei millionen sätze in diesem buch, die ich wunderschön fand, ich könnt das ganze buch abtippen, um zu zeigen: ihr müsst das lesen!!! Das ist so schön!!! Lest das!!!
Aber ich beschränke mich auf einen, einen den ich gestern abend gelesen habe:

"Wie schön es ist, wie du dich freust. Es gibt nichts zwischen dir und der Freude, weisst du. Wenn du dich freust, bist du nur Freude. Und du freust dich über so vieles." 

Lesen! sonntags, montags, dienstags, mittwochs, donnerstags, freitags, samstags und wieder sonntags.

m.

alle 7 jahre


Man sagt ja, der Mensch ändere sich alle sieben Jahre. Jetzt habe ich mich also schon fünf mal geändert in meinem Leben oder ändere ich mich gerade zum fünften Mal? Passiert das also gerade und die weiteren sieben Jahre? Ich fühl mich nämlich eigentlich immer noch genauso, wie vorher. Ok, vielleicht nicht mehr ganz so, wie mit 28, das letzte Mal änderung. Und ich muss gestehen, dieser Geburtstag fiel mir schwer. Viele Gedanken vor diesem Tag in meinem Kopf. über das Leben an sich. über mein Leben im Speziellen. Da kann man sagen was man will, das passiert einfach. Ich hatte nie einen grossen Plan für mein Leben. Nur verschwommene Bilder, die Typischen, die vielleicht gar nicht aus mir kamen, sondern eher aus der allgemeinen Annahme, so müsste Leben ja aussehen. Der einzige konkrete Plan, an den ich mich erinnern kann, war, dass ich kurz nach meinem Abi mit 18 dachte, mit 25 bin ich mit meinem Studium fertig. Mit welchem Studium war da jetzt noch nicht konkret festgelegt. Aber tatsächlich, mehr durch Zufall, war ich mit 25 mit meinem Studium fertig. Und so ging das weiter, durch Zufälle bin ich von einem Job in den nächsten geschlittert, von einem Land in das Andere.
Und dann sitzt man da, 10 Jahre später und denkt sich: vielleicht sollt ich jetzt doch mal einen Plan machen! Aber weiter als höchstens einen Monat (da flieg ich nämlich in den Urlaub, das ist schon gebucht, das weiss ich) komme ich nicht. Ich kann es drehen und wenden wie ich will, da manifestiert sich nicht der grosse Plan in meinem Leben. Früher habe ich immer gedacht, wenn mich jemand mal fragt, was ich denn später mal werden möchte, würde ich antworten: glücklich und umarmt. Wenn mich jetzt jemand fragen würde, würde ich meine Antwort auf "glücklich" beschränken. Und wenn das mein grosser Plan ist, dann hat der bis jetzt auch gut funktioniert. Also, worüber zerbreche ich mir dann den Kopf? Irgendwie ist 35 so eine grosse Zahl, die man sich gar nicht vorstellen kann. Und die so ein bisschen einen Wendepunkt bedeutet. Jetzt aber wirklich erwachsen. Also so richtig, da kann man sich jetzt nicht mehr rausreden.

Aber ich war doch schon immer recht erwachsen, im klassischen Sinn, wie man erwachsen definieren könnte, nicht mit langweilig und nichts passiert mehr, sondern mit: eigenständig, selbst Geld verdienen, recht vernünftig sein, sich um andere Menschen kümmern. Das tue ich schon fast seit ich 13 bin, das hat das Leben einfach so mit sich mitgebracht und wahrscheinlich auch meine Persönlichkeit. Das bin ich alles schon so lang und nebenbei bin ich immer Kind geblieben. Mit kleinen dingen über die ich mich freuen kann, albern sein, wild sein, zu spät nach Hause kommen, mit den Freundinnen lachen bis spät in die Nacht (früher in Pyjamas auf Betten lagern, jetzt bei mir daheim oder in Bars oder in Clubs). Also: ich bin erwachsen, nichts besonderes. Das ist also nicht das Problem des Geburtstages.

Weil das "umarmt" fehlt? Weil der verschwommene Plan irgendwie auch dieses Bild vom perfekten Mann und süssen Kindern mit einschloss? Und das hat ja noch nicht so richtig funktioniert, ganz offensichtlich. Aber ganz offensichtlich ist das auch nicht das Problem, denn ich bin ja sehr gern allein und glücklich damit. Und was nicht sein soll, soll eben einfach nicht sein und sollte es doch noch sein, dann wird das auch noch. Auch wenn ich manchmal das Gefühl habe, man, ich bin ganz schön egoistisch, weil mein Leben ein mehr oder weniger egoistisches ist, dreht sich ja den ganzen Tag nur um mich. Naja, gibt Schlimmeres. Hat ja auch Nachteile: ich muss mir die Hühnersuppe selber kochen, wenn ich krank bin. Viel mehr Nachteile fallen mir grad nicht ein. Also ist es das auch nicht.

Und dann kommt der grosse Tag, mein Geburtstag, oder eher das Geburtstagswochenende. Freitag kommt die beste Uschi der Welt aus der Schweiz angedüst, ich koche uns etwas, wir quatschen, trinken ein Glas Wein und es ist herrlich. Am Samstag stehen wir gemütlich auf, setzen uns hin, trinken einen kaffee nach dem anderen, rauchen, quatschen, planen ein bisschen den Tag, und lassen die Zeit dahin tröpfeln, draussen strahlt die Sonne und der blaue Himmel ist besonders hell und die Luft ist so schön leicht und die Stimmung auch, keine Gedanken mehr an grosse Pläne, nur noch der Plan für den Tag. Wir kaufen ein, kochen zusammen und haben mächtig viel Spass. Am nachmittag trudeln die Mädels ein und wir knipsen Fotos, was ich besonders liebe, trinken Prosecco, essen Häppchen und Lachen und Lachen und Lachen. Als wir ganz viele Fotos gemacht haben, die black dresses getauscht und befunden haben, dass jede mindestens ein Foto hat, auf dem sie wunderschön ist, machen wir uns fertig und gehen ins WC, unser Wohnzimmer. Und da warten noch mehr liebe Menschen und es wird weitergelacht und getrunken, getanzt und um 12 Uhr nachts, wird angestossen, auf mich, auf meine 35 Jahre. Um mich so viele liebe Menschen und mir kullern die Tränen übers Gesicht, nicht weil ich traurig bin, dass ich jetzt so alt bin, sondern weil ich so glücklich bin! Mein Leben ist ein so glückliches, reich an ganz besonderen Menschen, jeder auf seine Art besonders für mich und alle stehen um mich rum und umarmen mich. Und ich bin glücklich und umarmt.

Der grosse Plan, aufgegangen.

Wo ich in 7 Jahren bin? Ich habe keine Ahnung, irgendwo werde ich schon hinschlittern. Und das ist vollkommen ok, so gar keinen Plan zu haben, das bin nämlich ich und nicht das, was man sich so denkt, wie es sein sollte. Das Einzige, was ich gerne planen möchte: dass es ein bisschen so ist, wie dieser Geburtstag. Vielleicht habe ich das Glück und bin ein bisschen so glücklich, wie an diesem Tag.

Danke an die grossartigen Menschen in meinem Leben.

m.

P.S. Ein paar Fotos von Nachmittag müssen gezeigt werden.
P.P.S. Vom Abend im WC gibt es kaum welche, war so eine gute Party, dass keiner auf die Idee gekommen ist, Fotos zu machen, musste gelacht, getrunken und getanzt werden.







Sonntag, 21. September 2014

Sonntags lesenswert 8

Das lavendelzimmer

Zu meiner verteidigung muss ich hier erst anführen, warum ich überhaupt ein buch lese, dass gerade auf platz 3 der spiegelbestsellerliste zu finden ist, das hässlichste cover der welt hat und zu allem übel auch noch so einen schlimmen, kitschigen titel. Meine mutter hat mir dieses buch geschenkt und das nur aus einem einzigen grund: es kommt eine frau darin vor, die "manon" heisst. Das reicht für meine mutter. Und für mich auch. Wenn man so einen namen hat, hat man es nicht immer unbedingt leicht, vor allem nicht als kleines kind. Eine tatsache, die mich neben: niemand versteht deinen namen, niemand kann ihn richtig aussprechen und er eignet sich hervorragend für dumme spitznamen, war immer: nie gibt es in urlaubsorten diese hässlichen tassen, schlüsselanhänger oder auf was man sonst noch namen schreiben kann, um touris das geld aus der tasche zu locken, etwas mit meinem namen darauf... Immer schaute ich. Bei jedem blöden stand blieb ich stehen, drehte den ständer so lange bus die namen mit "m" kamen und immer wurde ich enttäuscht. Keine manon-tasse. Nicht, dass ich unbedingt eine haben wollte. Ich wollte nur auch einmal meinen namen lesen, zwischen all den anderen. Ich wollte nur einmal dazugehören. In einer welt in einer alle fürchterlich individuell sein wollen, wollte ich einfach ganz normal sein. So normal, dass es sich lohnt, eine massenproduktion an tassen mit meinem namen anzuwerfen. Ich wollte ein produkt der masse sein. Nur einmal. Aber selbst in südfrankreich - keine chance. Nichts.
Noch heute, kann ich an diesen ständern nicht vorbeigehen ohne wenigstens einen kurzen blick zu riskieren. Sollte ich jemals irgendwo auf der welt fündig werden - ich würde sofort zuschlagen - und wenn die tasse noch so hässlich ist, ich würde sie kaufen. Mein massenprodukt.
Und wie mit den tassen, so ist es natürlich auch mit allem anderen - keine bücher, keine songs, keine filme. Nie eine manon. Ganz ganz selten. Und wenn, meistens nicht gerade ein hit.

Und nun ja, deswegen dachte ich: ach, dann lese ich das buch doch einfach, mit dem hässlichen cover und dem schrecklichen namen. Und was soll ich sagen, hinter dieser ziemlich kitschigen liebesgeschichte, hat sich doch etwas verborgen, was mir gefallen hat, was mich an mich selbst erinnert. Und das war: prokrastination.

Die geschichte handelt von einem älteren buchhändler, der allein und einsam lebt und ziemlich extrem prokrastiniert. Er hat zur unterstüzung der prokrastination die tür abgeschlossen und ein schweres bücherregal vor die tür geräumt, damit er nicht das tun muss, was er eigentlich tun sollte.  Das kenn ich nur zu gut von mir selbst - gut, ich stelle keine realen bücherregale vor verschlossene türen - aber innerlich sind diese bücherregale auch noch gerammelt voll mit dicken alten schinken. Damit ich das problem oder die herausforderung bloss nicht angehen muss.
Also dieser buchhändler zieht das nun schon eine ganze weile durch und wie der zufall es will, bringt ihn eine andere frau dazu, das regal wegzuschieben, die tür aufzuschliessen und die sache zu erledigen. Dafür har er zwanzig jahre gebraucht. Und dann stellt er fest, dass das erledigen der sache ihm freude bereitet und es gut ist und noch viel schlimmer, hätte er es gleich getan, wäre alles ganz anders gekommen und vielleicht sogar viel besser.

Gut. Das ist ja nun nicht eine bahnbrechende neue erkenntnis. Aber doch hat mir das buch gefallen. Und nicht nur, weil eine, übrigens tote, manon darin vorkam. Der buchhändler liebt bücher und das buch spielt in frankreich und es wird viel gekocht und naja, eben dann doch mal was angepackt und erledigt. Und das erinnert einen daran, dass man einfach anfangen muss und tun. Und dann stellt man fest: geht ganz leicht und ist auch noch gut.

Ich stell das buch dann jetzt mal in das bücherregal, zu den anderen alten schinken.
Und fange an zu tun, was ich schon die ganze zeit tun will, wenn ich eine tasse mit meinem namen darauf finde, oder?