Sonntag, 18. November 2012

sonntags - lesenswert 2

Kim Leine "Die Untreue der Grönländer", 2011 mareverlag, Hamburg
Dieses Buch habe ich von meiner Schwester zum Geburtstag bekommen. Und das Gute an meiner Schwester ist, nicht nur dass sie eine fantastische große Schwester ist und unglaublich kreativ, sie ist auch immer für Überraschungen gut. Ich packte das Buch aus und als erstes dachte ich, es wäre ein 80er Jahre Porno, das war zumindest die Assoziation, die ich bei dem Cover hatte. Aber meine Schwester wäre ja nicht meine Schwester, wenn es nicht etwas viel Besseres, als die erste Assoziation, wäre.

Dieses Buch ist wirklich lesenswert. Eine ganz andere Welt, eine skurrile Welt wird vorgestellt. Grönland. Bis jetzt hatte ich nicht viel mehr Assoziationen (das Wort verfolgt mich gerade), mit Grönland, außer: kalt, Schnee, weit im Norden und ach ja, entweder dunkel oder hell.
Ein junger dänischer Krankenpfleger beschreibt seine Erlebnisse in einer winzigen Siedlung irgendwo in Grönland. Ein Jahr bleibt er dort und kümmert sich um die Kranken und die Damen der Fußballmannschaft (Fußballspielen auf dem Eis). Denn in dem Ort sind es die Frauen, die erfolgreich Fussball spielen. Das alltägliche Leben wird beschrieben, wie sie Robbenfangen, Kartenspielen, nicht immer ganz treu sind. Ganz fein und nicht voyeurisitsch, sondern immer ganz ehrlich, werden diese Menschen beleuchtet, die stolz in der Kälte leben. Sich auf den Frühling freuen und wie sie aufleben und wie sie kämpfen, mit dem was ihr Leben bestimmt. Die Kälte, das Eis, die Robben, und alles was dazwischen passiert. Ganz genau, wie bei uns.
Ich mag die Sprache in diesem Buch und die Erzählweise, es dauert einige Seiten, bis man sich zurecht findet, genauso wie es wäre, wenn man selbst dort leben würde, es würde etwas dauern, bis man sich zurecht findet. Und dann ist man drin und dann weiß man nicht wirklich, will ich da bleiben oder doch lieber wieder zurück. Denn einfach ist es nicht, das Leben in Grönland. Manchmal spürt man die Kälte aber auch die Wärme die von jedem Menschen ausgeht. Auch im ewigen Eis.

Ein wirklich schönes Buch. Das einem noch viele Tage nach der letzten Seite nicht loslässt. Und den Gedanken in einem festsetzt: mal hinreisen.

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