Freitag, 7. Juni 2013

selbst

um das erstmal festzuhalten: heute war ein richtiger sommertag!
Mit:
- Kirschen essen
- Sonnenbrille
- Sommerkleidchen
- in der Sonne sitzen
- Weissweinschorle/ Weisssauer trinken
- sommerliches essen
- ein bisschen schwitzen
- einer leichten Brise
- auf dem Balkon sitzen, zwischen Kräutern und Blumen
- Schwalben (nicht nur eine. mehrere)
- vollkommene und absolut gute Laune.

Und bei all dem war kein Mann dabei. Gar keiner. Und das ist auch schon die perfekte überleitung zu der frage von der uschi, die sie mir mal wieder gestellt hat (mir fällt auf, dich beschäftigt vor allem, dieses mann-frau-thema, aber gut, wen nicht...) hier also ihre Frage heute: Wozu braucht man eigentlich Männer? Oder: wie selbst ist die Frau?

Der profane Anlass für die Frage, war einfach, dass sie in dieser Woche, ihre Waschmaschine selbst angeschlossen hat, ihre 5.000 Apple  Geräte und TV und was noch alles für teschnische geräte bei ihr in der wohnung rumstehen selbst konfiguriert und installiert hat und zwar so, dass nun alles aufeinander abgestimmt läuft, wie am schnürchen (gratulation dafür meinerseits). Tätigkeiten, die der klassischen männlichen Rolle im Haushalt zugeschrieben werden. Was ist aber nun, wenn kein Mann im Haushalt da ist, der diese Rolle erfüllen kann (sei es nun aus vollkommenen technischem unverständnis oder durch vollkommene abwesenheit).
Und da ich die Uschi ja nun schon kenne, zielte ihre frage weniger darauf ab: was tun, wenn mein Freund/mann ein vollhonk ist, sondern eher darauf: was mache ich, wenn ich keinen mann habe, fehlt mir der? Und vor allem: wann fehlt er mir am meisten?

Ich lebe seit ich 18 Jahre bin allein. Nicht ganz, 3 Jahre habe ich in einer WG gelebt, mit dem wunderbaren schwulen F., der handwerklich begabt war, kochen konnte, einen kleinen Putzfimmel hatte, technisch sehr versiert war... und zu dem ganzen, einfach noch ein total lieber kerl und guter freund mit dem man lachen und reden und heulen konnte. perfekt. da muss man einfach sagen: das war schon sehr schön. das rundumpaket. bis auf...
Es war schon schön, zu sagen: Du, F. also irgendwie da geht was mit meinem Laptop nicht, kannst du mal schauen (und der Laptop lief wieder).  Oder du, F. , die Waschmaschine geht nicht mehr, kannst du mal schauen? (und er reparierte sie!!!) oder du, F., ich war gerade bei IKEA einkaufen und habe jetzt einen riesigen neuen Schrank... und der müsste erst in den vierten stock (ohne Fahrstuhl) und dann aufgebaut werden (und wir schleppten gemeinsam und bauten gemeinsam auf). Das war schön, jemanden zu haben, den man fragen konnte und der half.
Aber dafür muss man nicht unbedingt zusammen wohnen. Man kann F. auch anrufen oder einen Bruder oder einen Freund und der hilft dann 3 m PAX Schrank aufzubauen und so.
Alles bekommt man alleine hin oder mit ein bisschen unterstützung von guten freunden. eine frau braucht heute keinen mann mehr. die notwendigkeit einer beziehung besteht einfach nicht mehr. wir verdienen unser eigenes geld, wir treffen unsere eigenen entscheidungen. wir zahlen unsere miete und checken regelmässig den ölstand in unseren autos (früher war es noch oft so, dass die frau weder autofahren konnte, noch wusste wie ein bankomat funktioniert... und wenn dann der mann starb, wusste sie zwar wie man wäsche wascht, bügelt, kocht und alles, aber nicht, wie sie an das geld kommen sollte..)
Und so leben wir also nun dahin, im bewusstsein, der nicht notwendigkeit einer beziehung. Und die haben dann auch ganz viele meiner freundinnen nicht. weil da was nicht passte oder es einfach nicht geklappt hat. oder warum auch immer. weil das warten auf mr. right einfach noch etwas dauert.

Weil, wenn man den mann als frau nicht mehr braucht, um zu überleben. wofür braucht man ihn dann?

ok. die eine sache, die steht jetzt mal aussen vor.

aber alles andere. warum könnte ich einen mann brauchen? doch nur dann, wenn er mein leben bereichert. sei es durch seinen intellekt, seinen charme, seinen witz. weil er mich glücklicher macht, als ich es alleine wäre.
ganz ehrlich, das ist eine herausforderung, denn ich (ich kann jetzt natürlich nur für mich sprechen) bin sehr glücklich alleine. selbstverständlich gibt es da ups and downs, aber das ist das leben. aber ich, für mich SELBST fühle mich wohl und bin glücklich.
Verliebtsein ist natürlich ein herrliches Gefühl und ist mit überhaupt gar nichts zu vergleichen. aber ganz ehrlich, wie lange hält dieses verliebtsein an? wie lange findet man seine witze witzig und seinen charme unwiderstehlich? und was kommt dann? ein mensch der da ist, weil er da ist? und mit dem man sich über dinge streitet, über die man mit sich selber nie streiten würde. (ja, der haufen an klamotten der gesamten woche soll genau da liegen, bis ich ihn wegräume).

Und das alles hört sich fürchterlich rational und kalt und verbittert an. und das von mir. die wirklich jeden (wirklich jeden) schnulzfilm dieser welt gesehen hat. und die allergrösste romantikerin dieser welt ist (nicht in dem klassischen "schatz, ich hab rosen auf dem bett verteilt und kerzen angemacht, ist das nicht romantisch, könnten wir jetzt endlich mal wieder sex haben" -sinne).
Aber wahrscheinlich ist ja das genau mein problem.

Ich sehe soviele beziehungen um mich rum, bei denen ich denke: also was bringt den beiden das, jeden abend nebeneinander auf der couch zu sitzen und fern zu sehen. und dieses schreckliche nebeneinander, das schon lange kein miteinander mehr ist. wenn paare sich noch nicht mal mehr in die augen schauen. geschweige denn etwas anderes tun, als den alltag zu regeln und zu meistern. (was ich wirklich ganz wunderbar auch allein schaffe.)
Ich würde ja gerne mal einen test machen und meine arbeitskollegen und freunde, die schon lange in einer beziehung leben, fragen: und, was hatte dein partner heute morgen an, als ihr aus dem haus gegangen seid? und habt ihr euch gute morgen gesagt und einen guten morgen kuss gegeben? Nicht so einen flüchtigen. sondern einen richtigen. habt ihr euch in den arm genommen, den geruch des anderen kurz eingeatmet? Habt ihr ihn gespürt? habt ihr euren partner angelächelt?

Und ich weiss, dass alltag meistern schwer ist und jeder neue tag anstrengend und tausend problemchen und man manchmal grantig und schlecht drauf ist. und manchmal nicht reden mag und einfach nur seine ruhe haben will.

aber wenn in diesem ganzen alltag, noch nicht einmal mehr zeit für ein: guten morgen, hast du gut geschlafen? ist und ein lächeln. was ist dann das alles? warum muss ich dann mit jemandem zusammenleben? Und den stress haben, den ich allein ja gar nicht hätte, weil zwei emanzipierte wesen in eine gemeinschaft zu bringen, so dass beide leben und atmen können, ist unglaublich schwer.
aber was ist, wenn man es endlich geschafft hat und die beiden emanzipierten wesen sind nun drin in der beziehung und es läuft und beide machen ihr ding. aber bei dem ganzen, haben sie vergessen, warum sie zusammen sind. weil sie das leben des anderen schöner machen wollten. weil sie eine bereicherung für den anderen sein wollten.

und diese bereicherung ist doch das guten morgen und das in den armnehmen und damit zeigen: ich bin bei dir und es kann dir gar nichts passieren. und übrigens: ich liebe dich, genauso wie du bist. auch wenn ich manchmal über etwas meckere, was du tust und wir diskutieren über unterschiedliche sichtweisen oder darüber, wie man den alltag meistern sollte. aber guten morgen, hast du gut geschlafen?

dafür, finde ich, braucht man einen mann.

ich traue mich nicht zu fragen, wieviele paare das wirklich machen, ob sie ihrem partner in die verschlafenen augen geschaut haben und sich gefreut haben. weil sie sich reicher gefühlt haben.
geschweige denn, ob sie wissen, was der partner an hatte... (gut, es gibt einfache exemplare, die tragen jeden tag ocker, aber die lasse ich jetzt weg).

und übrigens finde ich nicht nur diese alltäglichen sachen wichtig. sondern auch immer mal wieder etwas besonderes. was ist daran so schwer, etwas kleines schönes für seinen partner zu machen, wo man weiss, dass er sich darüber freut? jahrelang habe ich auf ein blödes kleines post-it oder einen zettel am kühlschrank gewartet, auf dem einfach nur etwas nettes stand. was soll ich sagen, ich werde auch beim nächsten darauf warten. sollte er einen zettel an den kühlschrank heften mit einer netten botschaft, muss ich ihn wohl oder übel heiraten. nein, das überlege ich mir dann schon nochmal genauer... aber es wäre ein schritt in die richtige richtung. was ist so fürchterlich schwer daran, blumen zu kaufen? oder mal etwas verrücktes zu tun? etwas das aus dem alltag herausholt, das begeistert? was auch immer der andere mag, oder man gemeinsam mag. alles das, was man so leicht macht, wenn man verliebt ist. spontanen ideen folgen, den anderen an die hand nehmen und ihm etwas zeigen, das schön ist, mitreissen.

aber ich schweife ab... aber das ist schön. denn ich merke, ganz verbittert bin ich dann doch nicht. denn ich denke immer noch, eine frau braucht einen mann, egal wie selbst sie auch immer sein mag.
es gibt jemanden, der das leben bereichert. dafür braucht man ihn. für das guten morgen und das nachts einfach mal auf der strasse tanzen (das ist der teil aus dem schnulzfilm, männer sollten viel öfter schnulzfilme sehen und sich nicht zu blöd vorkommen, einige dinge einfach mal zu tun, sie wären erstaunt, wie sehr sich ihre frau darüber freuen würde und frauen sollten vielleicht mal dinge tun, die ihre männer ganz toll finden  - tipp for home.)

aber bis dahin bin ich für mich selbst glücklich. denn ich brauche keinen mann um mich glücklich zu machen, sondern nur, um noch glücklicher zu werden.

m.


Dienstag, 28. Mai 2013

Ach.

das war dann der mai. wonnemonat und so.
also mai war, und monat auch, nur wo war die wonne?
anscheinend kältester mai, seit 40 jahren.
aber alles auf das wetter schieben ist ja nun auch etwas zu einfach.
Fing so gut an, mit einem wunderbaren surfurlaub in portugal, im drop in bei dani und mac, hier. Also wenn ihr mal einen tollen Urlaub haben wollt, dann hier. Und das Gefühl, das erste mal auf einem surfbrett zu stehen, also im Wasser, getragen von einer welle - unbeschreiblich - 4 sekunden lang ist man der könig der meere (zugegeben, ein ungelenker könig der meere, ziemlich nah am ufer, aber immerhin.)
und dann wundervolle tage in berlin. berlin mal wieder so, wie es mein berlin war. und familie und "knutschtante" sein und die hand des kleinen halten. bei jeder strasse die wir überqueren. am liebsten die ganze zeit nur straßen überqueren, weil man dann seine kleine hand halten darf (sonst kann er ja schon alles vollkommen alleine) und das vertrauen spüren - ich vertraue dir - ich vertraue dir mein kleines leben an, bedingungslos, du wirst mich sicher über die strasse bringen. ich muss dir doch soviel erzählen und so viel entdecken und sehen und hüpfen, da kann ich mich nicht auch noch immer nur auf die strassen konzentrieren, aber ich habe ja dich. ich vertraue dir.

und dann zurück. regen, regen in strichen vom himmel und regen und grau in strichen (oder stichen) im gemüt.
gar keinen antrieb haben. für gar nichts.
und ach.
und die ganze zeit nur denken: ach.
in frage stellen, weil sich dieses "ach" so lauwarm anfühlt.
und ach, welches der fünf angefangenen bücher soll ich zu ende lesen, ach ich schlaf lieber.
und ach, ich wollt mich doch gesund ernähren, aber ach, mc donalds geht auch.
und ach, ich wollte doch weiter gesunden kräutertee trinken, aber ach kaffee geht schneller.
und ach, ich wollte doch weiter sport machen, aber ach, jetzt ins fitnessstudio gehen, zu anstrengend.
und ach, wir wollten doch wandern gehen, aber ach, da liegt ja immer noch schnee und es regnet und was soll man denn dann da oben. bleiben wir unten.
ach, ich wollte doch die urlaubsfotos runterladen, aber ach, das kann ich auch noch später machen.
ach, was soll ich denn jetzt für musik hören, ach, ich weiß nicht. gefällt mir nicht.
so ein lustloses ach. das gelangweilt aus der kehle kommt und kaum einen ton hat, weil es so ach ist.

und dann schleicht sich zwischen die ganzen ach's ein gedanke, eine idee und man ist ganz motiviert und macht und bepflanzt den balkon mit blumen und kräutern und freut sich und setzt sich mitten rein in seine neue kleine grüne oase und denkt sich: ach, ist das schön. ein stimmhaftes, schönes, wonniges ach, so ein genuss ach. und zehn minuten später zieht die sonne zu, dicke graue wolken. und regen. in strichen. und im gemüt macht es wieder einen stich, weil man jetzt nur noch von drinnen die grüne oase anschauen kann und sich denkt, ach ich müsste die blumen giesen, aber ach, es regnet ja eh, das erledigt sich von allein. und das ach ist wieder ganz ohne ton.

und ach ich schau mal auf die wetterprognose, aber ach bis mitte juni bleibt es so. 19 grad, das ist gar nicht sommer, also noch nicht mal in der nähe. und ach, das bleibt wohl so. ach, gott sei dank, hab ich die dicken wollsocken noch nicht in den keller gebracht.

aber kann man dieses tonlose ach, dass ím prasseln des regens untergeht, nur dem wetter zu schreiben?

heute ein sonnentag. und tatsächlich, kam gar kein ach, aber morgen wieder regen, ach.

vielleicht ein bisschen.
also ein bisschen wetter-ach. und ein bisschen ich-ach.

m.

Dienstag, 23. April 2013

frühling

Es ist wirklich Frühling. Wirklich. Also meistens. Außer, wenn es kalt ist und regnet.
Aber dazwischen ist Zeit für einen Spaziergang und Spaziergänge sind im Frühling am allerschönsten, weil über all Blumen von unten aus der Erde schießen und einem von oben über den Köpfen hängen.
ginster und magnolien
magnolienmeer


Bei so schönem Frühlingswetter kann man den Herrn Vater bei seinem Besuch ruhig mal mit auf das Havelekar nehmen. Trotz Wind wird fotografiert! Papa mit Punkfrisur.


Und es wurde Kuchen gebacken. Geburtstagskuchen für junge Küken. Schokoladenkuchen. Also vor allem Schokolade, weniger Kuchen im klassischen Mehl - Backpulver Sinn. Rezept von Ottolenghi. Und was soll ich sagen. Ich esse nicht gerne Süßes. Aber den schon.


240 g Butter
290 g Zucker
350 g 70% Schokolade
5 große Eier (getrennt)

Backofen auf 170° vorheizen, 26 cm Springform fetten und mit Backpapier auslegen.

Butter in Flocken und Schokolade in kleinen Stücken zusammenfügen in einer Schüssel, die die gesamte Masse aufnehmen kann. Den Zucker mit 4 Esslöffel Wasser zum kochen bringen, bis der ganze Zucker geschmolzen ist. Zuckerwasser über die Butter-Schokoladenmischung geben, so dass diese vollständig schmilzt, gut rühren, die 5 Eigelbe einzeln unterrühren. Die gesamte Mischung auf Zimmertemperatur abkühlen lassen.

5 Eiweiße mit einer Prise Salz steif schlagen und in 3 Portionen unter die Schokoladenmasse heben. Es soll sich gut vermischen, aber man kann noch kleine weiße Flecken ausmachen.

3/4 der Masse in die Backform geben und 40 Minuten backen lassen. Kuchen auskühlen lassen, den Rest der Masse draufgeben und noch einmal 20 Minuten in den Ofen.

Fertig.

Ganz einfach.

Extrem gut.

So wie Frühling.

m.

Sonntag, 7. April 2013

Ausnahmetag

Gestern war mein erster Ausnahmetag.
Der erste Ausnahmetag von meinem "Plan". Kaffee, Zucker, Alkohol, Süßes, alles ist erlaubt an diesem Tag!
Und da ich ganz dringend auch mal eine Ausnahme von diesem Frühling, der kein Frühling ist, brauchte und mal ausnahmsweise Sonne, hab ich mir an meinem Ausnahmetag ein paar Stunden Italien gegönnt.
Das ist ja wirklich das schöne an Innsbruck, man setzt sich für eine Stunde ins Auto und ist in Italien, es ist zwar noch nicht so richtig richtig Italien, weil Südtirol so eine kleine Mischung aus Tirol und Italien ist, aber es ist schon immer ein bisschen wärmer und ein bisschen anders als zu hause.

Morgens bei 2 Grad, Nebel und grauseligem Wetter losgefahren. Und dann Pflichtprogramm, wenn man über den Brenner drüber ist (der Himmel riss natürlich auch sofort auf) an der Raststation bei Sterzing anhalten und den ersten Espresso:

Dann weiter, dieses Mal nach Bozen. Bozen hat einen wunderbaren Bauernmarkt, den wir besuchen wollten.. und was soll ich sagen, die Sonne kam raus und man wird von den Farben und Gerüchen und der italienischen Geräuschkulisse eingefangen und fühlt sich wie in einer anderen Welt und  genießt jeden Blick, jeder Atemzug tut gut und man saugt förmlich alles auf, was nicht grau ist, sondern bunt und Leben und schön:


Ranoncoli
 Glücklich und bepackt mit grünem Spargel, Tomaten, Olivenöl, Apfelsaft und natürlich Ranunkeln, sich einen Cappuccino gönnen, herrlich. Aber bald bemerken, dass wir die einzigen waren, die Cappuccino tranken, alle anderen waren schon beim Weißwein, Spritzer oder Hugo... Da dachten wir uns gute Idee! Die Einkäufe ins Auto verstaut und sich einen wunderbaren Platz in einem Café auf dem Waltherplatz direkt in der Sonne gesucht ... Noch besser. Weißwein bestellen, Menschen auf dem Platz beobachten und einfach die Sonne genießen und eigentlich gar nichts tun...


Egal wo ich bin, immer wenn ich einen Ausflug mache, bekommt meine Mama eine Postkarte von mir (wegen der Freude, wenn sie den Postkasten aufmacht), auch aus Bozen, natürlich.
Gegen den Hunger ein kleines, feines Restaurant suchen. Und es hilft immer wieder, noch ein Stückchen weiter zu laufen und noch einmal um die nächste Ecke zu schauen, weil dort findet man dann die kleinen Schätze.

Und so eines haben wir gefunden. Die "Fischbänke" heißt das kleine Lokal, dass nur draußen existiert, auf den alten marmornen Fischbänken des alten Fischmarktes, der früher hier einmal war, daneben der Fischbrunnen. Liebevoll wurde ein Sammelsurium an Schirmen und Tischen und Bänken um diese Fischbänke platziert und überall hängen Schilder mit lustigen Sprüchen und Lampions. Und irgendwie ist es eine Mischung aus Thailand- und Italien, so wie die Wirte, er ein Traum von einem typisch alten Italiener, Cobo, und seine Frau eine kleine zierliche Thailänderin.
Man setzt sich hinein in diese Welt und ist gleich glücklich, das Essen ist einfach aber sehr gut und der Wein auch. Und es ist einfach so entspannt. Dass wir ziemlich lang dort saßen und den Tag einfach genossen haben, und die Zeit einfach vergehen liessen...

Wenn ihr mal in Bozen seid, nehmt euch die Zeit und trinkt einen Weißwein mit Cobo dem Wirt, er findet die Fischbänke hier: Dr.-Streiter-Gasse 30, 39100 Bozen.
Und vergesst nicht auf Toilette zu gehen:


Dieser ganze Tag war wunderbar. Und ich würde den Plan ja fast für immer durchziehen, wenn alle meine Ausnahmetage so schön wären, wie dieser. Die Sonne, die Wärme alles tat an diesem Tag so gut. Und wir haben die 20 Grad noch gespürt, als wir wieder zurück über den Brenner in die graue Suppe gefahren sind und bei 4 Grad wieder in Innsbruck ankamen...

Und nun ist kein Ausnahmetag mehr, morgen fängt die Arbeit wieder an, aber ich habe mir von Cobo ein Konzept mitgenommen, für die Arbeitswoche, fürs Leben:


m.

sonntags lesenswert 7

Heute ist es mal ein Buch, dass nun wirklich keine Neuentdeckung ist oder unbekannt oder so, nein, ganz im Gegenteil, fast alle werden es kennen und es gelesen haben oder den Film gesehen haben, aber wahrscheinlich ist das schon sehr lange her und ihr ward noch sehr klein, als ihr es gelesen habt oder es euch jemand vorgelesen hat. Und deswegen möchte ich euch daran erinnern und sagen: lest es noch einmal, jetzt, wenn ihr erwachsen seid. Denn genau für uns wurde dieses Buch ja geschrieben, von dem wunderbaren Michael Ende, "Momo oder Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte".

Es ist so ein wundervolles Buch. Vor zwei Jahren erzählte ich meinem damaligen Freund davon und er meinte, er kenne es gar nicht und hat auch den Film noch nie gesehen, er hat schon einmal davon gehört, aber so richtig wüsste er nicht worum es in dem Buch ginge. Deswegen bin ich los und habe mir Momo gekauft, mein Exemplar aus Kindertagen ist leider nicht mehr auffindbar. Und ich las ihm "Momo" vor und mir wurde bewusst, was für ein wundervolles Buch es doch ist und wie schade es ist, dass man es eigentlich nur als Kind liest, wenn überhaupt. Und ich las das Buch vor und mir kamen sogar beim Vorlesen die Tränen, so gerührt war ich über Momo und Gigi Fremdenführer und Beppo Straßenkehrer und wieder habe ich mich gegruselt vor den Grauen Herren (gut, dass ich es vorgelesen habe, das heißt ich war nie allein), er beschreibt die grauen Herren so gut, dass einem selber kalt wird, wenn man über sie liest.

Ich glaube, den Inhalt muss ich keinem erzählen, ich wollte es nur einmal wieder in Erinnerung rufen und sagen: einfach mal wieder lesen. tut gut.

Eine meiner Lieblingsstellen:

"Beppo liebte diese Stunden vor Tagesanbruch, wenn die Stadt noch schlief. Und er tat seine Arbeit gern und gründlich. Er wusste es war eine notwendige Arbeit.
Wenn er so die Strassen kehrte, tat er es langsam, aber stetig: bei jedem Schritt einen Atemzug und bei jedem Atemzug einen Besenstrich.
Schritt - Atemzug - Besenstrich. Schritt - Atemzug - Besentrich. Dazwischen blieb er manchmal ein Weilchen stehen und blickte nachdenlich vor sich hin. Und dann ging es wieder weiter - Schritt - Atemzug - Besenstrich - - -
(...)
"Siehst du, Momo", sagte er dann zum Beispiel, "es ist so: Manchmal hat man eine sehr lange Strasse vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man."
Er blickte eine Weile schweigend vor sich hin, dann fuhr er fort: "Und dann fängt man an sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst, und zum Schluss ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen."
Er dachte einige Zeit nach. Dann sprach er weiter: "Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten."
Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte: "Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein."
Und abermals nach einer langen Pause fuhr er fort: "Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste." Er nickte vor sich hin und sagte abschließend: "Das ist wichtig."

Freitag, 5. April 2013

Briefe

Es gibt so Dinge im Leben, die einen besonders glücklich machen.

Ich habe einige solche Dinge: das Geräusch von Sand, der unter meinen Füßen quietscht, weil er so fein ist, Möwen, ein Cappuccino morgens in irgendeinem kleinen Kaffee irgendwo in Italien in der Morgensonne, die Umarmung meiner Mutter, ein richtig gutes Carpaccio (irgendwann fahre ich in Harry's  Bar in Venedig und koste das Original) und der Moment, wenn ich meinen Briefkasten öffne und einen handgeschriebenen Brief, an mich adressiert, in ihm finde.

Diese Liebe zu handgeschriebenen Briefen habe ich schon sehr lange. Es fing irgendwann an, als ich 11 oder 12 war, damals schrieben meine Freundinnen und ich uns Briefe, nachmittags, wenn wir uns nicht sahen und gaben sie uns am nächsten Morgen in der Schule, eine zeitlang habe ich meine Briefe an sie (lang bevor es normal war, dass jeder einen Computer zu hause hatte) mit der alten mechanischen Schreibmaschine meiner Mutter geschrieben, eine weiße Kofferschreibmaschine mit schwarzen Tasten, die man noch kräftig runterdrücken musste und die bei jedem Zeilenwechsel ein "Pling" von sich gab, das war viel lässiger, als mit der Hand zu schreiben, damals saß man noch nicht stundenlang am Tag vor einer Tastatur... Und dann mit 13 zog ich fort von meinen Freundinnen und es gab noch keine E-Mails und kein Facebook und kein Skype und selbst das telefonieren war noch teuer und in der kleinen Wohnung in der wir lebten, hatte man nie eine Sekunde für sich allein, um in Ruhe zu telefonieren (um die wirklich wichtigen Dinge, die einen mit 13 so beschäftigen, zu besprechen). An dem Tag, an dem wir 700 km von meinen Freundinnen wegzogen, fing ich an, an sie zuschreiben, nach dem die Tränen getrocknet waren, was sehr lange dauerte, der Brief an sie wurde noch länger.

Von dem Tag an, verging kein Tag, an dem ich ihnen nicht geschrieben hätte. Ich schrieb ihnen drei zusammen, sie antworteten jede für sich. In den ersten anderthalb Jahren in dem neuen Ort hatten wir noch keinen eigenen Briefkasten und wir mussten unsere Briefe in der kleinen Post im Ort abholen. Jeden Tag bin ich hingegangen, die Angestellten kannten mich sehr schnell und ich musste nur den Kopf durch die alte Holztür stecken und entweder lachten sie mich an und griffen hinter sich in das Fach und gaben mir einen oder manchmal sogar zwei Briefe oder manchmal schüttelten sie auch den Kopf und ich sah ihnen an, dass auch sie ein wenig enttäuscht waren.  Aber tatsächlich war fast jeden Tag ein Brief für mich da. Wundervolle, lange, bunte Briefe, mit ganz viel Freundschaft und Liebe drin und ganz viel zu Hause, das mir so sehr fehlte.
Schon auf dem Heimweg riss ich die Umschläge auf und der Heimweg war oft dreimal so lang, wie der Hinweg, weil ich vertieft war in mein zu Hause, der neue Ort um mich herum, verlor sich in den Zeilen, das Heimweh und das Fremde und die Einsamkeit verflüchtigten sich zwischen den Seiten und den einzelnen Worten.

Diese Briefe haben mich so glücklich gemacht, haben mir Halt gegeben in einer so haltlosen Zeit.

Und ich schrieb ihnen zurück, jeden Tag, ewig lange Briefe, der längste hatte 58 Seiten, in drei Tagen geschrieben. Ich weiß nicht mehr was ich geschrieben habe, alles was in meinem Kopf vorging. Was in einem 13 Jährigen Mädchen so vor sich geht. Es ging nicht um den Inhalt, es ging darum, das zu teilen, was wir nicht mehr teilen konnten, jeden Tag, den wir zu vor miteinander verbracht hatten. An dem ich nun nicht mehr teilnehmen konnte. Die kleinen, unbedeutenden Dinge und die großen, wichtigen Dinge, als sich die eine Freundin zum ersten Mal verliebte, der erste Kuss, von uns allen, die erste Liebe, der erste Herzschmerz, das was Freundinnen sich abends, wenn sie zusammensitzen erzählen. Diese Briefe gaben mir das Gefühl, doch noch dabei zu sein, auch wenn ich nicht mehr dabei war. Der Brief von C., der über und über mit Herzchen bemalt war, weil sie so verliebt war oder ganz großartig, der Bresso-Klecks auf einer Seite auf einem Brief von A., den sie umkringelte und dranschrieb "ich ess grad Brötchen mit Bresso drauf! Sehr lecker!" und ich einfach nicht mehr aufhören konnte zu lachen. So sehr, dass ich mich heute, fast zwanzig Jahre danach immer noch daran erinnere.
Und so waren die Briefe, als wenn ich neben ihr sitzen würde, während sie ihr Bresso-Brötchen ass und wir über irgendetwas so in Lachen ausbrachen - bis der Kakao in die Unterhose läuft, aber das ist wieder eine andere Geschichte - so war das, diese Briefe zu lesen.

Alle diese Briefe habe ich noch und ich könnte mich niemals von ihnen trennen. Von allem könnte ich mich trennen, nur davon nicht.

Viel Zeit ist seit dem vergangen, die Zeiten haben sich verändert, man schreibt sich E-Mails oder chattet, was seine Vorteile hat, weil es schneller geht und man eigentlich näher dran ist. Aber für mich ist es nicht vergleichbar. Man ist viel näher, wenn man ein Blattpapier in den Händen hält, auf dem geschrieben steht in der Handschrift eines geliebten Menschen, was derjenige denkt und fühlt. Die Handschrift des anderen sieht, sieht ob der Brief in Eile, in Aufregung, in Ruhe oder mit Bedacht geschrieben wurde. Das selbe Papier in den Händen zu halten, das auch der Schreiber in den Händen hielt. Es hervorgeholt hat, einen Stift mit dem er gerne schreibt, sich hingesetzt hat und sich die Zeit genommen hat, an einen und über einen nachgedacht hat. Einen Briefumschlag gesucht, die  grausige Briefmarke angeleckt - auch so etwas was es heute nicht mehr gibt, heutezutage kleben alle Briefmarken von allein, wie schade... nach dem ganzen Schreiben und der Mühe war es so ein schöner Abschluss, dieses grauselige Ding anzulecken und auf den Brief zu kleben, ich werde nie den Geschmack und das Gefühl vergessen - aber man klebt die Briefmarke immer noch auf den Brief und dann ist er fertig. Dann kann er auf seinen Weg gehen, mit dem Wissen, dass er am Ende seines Weges jemanden sehr glücklich macht. Das alles ist soviel schöner, als einfach nur auf den Button "senden" zu drücken.

Viel Zeit ist seit dem vergangen. Selten macht man den Briefkasten auf und findet dort einen handgeschriebenen Brief für sich. Aber wenn, dann ist das Gefühl unbeschreiblich. Menschen, die mich im Fahrstuhl den Brief aufreißend sehen würden, mit einem Lächeln im Gesicht, dass so breit ist, dass man denken könnte es ist ein misslungener chirugischer Eingriff, könnten denken, irgendwelche Drogen wären in diesem Brief. Und vielleicht ist es auch so etwas wie eine Droge, eine Droge, die sehr sehr glücklich macht. Mich.

Probiert es einmal wieder aus. Setzt euch hin und schreibt einen Brief an einen geliebten Menschen, egal, ob er nah oder fern ist. Darauf kommt es nicht an, es kommt auf euer Gefühl an, wenn ihr den Brief schreibt und abschickt und die Freude, bei dem, der ihn bekommt.

Ist gar nicht schwer, Menschen glücklich zu machen.

m.

Sonntag, 31. März 2013

sonntags lesenswert 6

Ich war in meinem Bücherkeller... wollte nur ein paar Bücher suchen für LiLi, damit sie was zu lesen hat in den nächsten vier Wochen, in denen wir einen Plan haben. Und dann saß ich eine Stunde im Keller zwischen meinen Büchern. Herrlich. Wie sehr ich sie doch vermisse. Sollte ich vielleicht doch die eine Wand einfach mit Bücherregalen vollstellen? Vielleicht ein Plan den ich umsetzen sollte.

Eines der Bücher, die mir dabei in die Hand gefallen sind, ist "Verbrechen" von Ferdinand von Schirach, empfohlen von einem guten Freund und einfach ganz groß.

Im ersten Moment, meint man, man hat ein Buch mit Krimikurzgeschichten in der Hand, schließlich ist der Autor Berliner Starfverteidiger und tatsächlich geht es auch in allen Geschichten um Verbrechen.

Aber viel mehr, ist es eine Sozialstudie, ein Beschauen, warum Menschen Dinge tun, was sie dazu führt. Was sie dazu führt zu vertuschen und zu verschleiern, zu Morden, zu stehlen. Die Abgründe des Menschen, die oft, so nah an der Oberfläche sind.

Ich mag seinen Schreibstil sehr gerne, er schreibt, als würde er kurz und knapp berichten und dabei verliert er sich nie, sondern konzentriert sich immer auf das Wesentliche. Wenn er beschreibt, dann immer um einen Menschen zu skizzieren. Nicht um einen leeren Raum zu füllen. Und er skizziert so, obwohl so knapp, dass man den Menschen fast berühren könnte.

Ein kurzes Lesebeispiel:

"Fähner

Friedhelm Fähner war sein Leben lang praktischer Arzt in Rottweil gewesen, 2800 Krankenscheine pro Jahr, Praxis an der Hauptstrasse, Vorsitzender des Kulturkreises Ägypten, Mitgleid im Lionsclub, keine Straftaten, nicht einmal Ordnungswidrigkeiten. Neben seinem Haus besaß er zwei Mietshäuser, einen drei Jahre alten Mercedes E-Klasse mit Lederausstattung und Klimaautomatik, etwa 750 000 Euro in Aktien und Obligationen und eine Kapitalversicherung. Fähner hatte keine Kinder. Seine einzige noch lebende Verwandte war seine sechs Jahre jüngere Schwester, die mit ihrem Mann und zwei Kindern in Stuttgart lebte. Über Fähners Leben hätte es eigentlich nichts zu erzählen gegeben.

Bis auf die Sache mit Ingrid.

-

Mit 24 Jahren hatte Fähner Ingrid auf dem sechzigsten Geburtstag seines Vaters kennengelernt.
(...)
Sie war drei Jahre älter als Fähner, eine handfeste Provinzschönheit mit schweren Brüsten. (...) Die seltsam hohe, metallische Stimme, die keinerlei Modulation zuließ, irritierte Fähner. Nur wenn sie leise sprach, hatten ihre Sätze eine Melodie.
(...)
Die Hochzeitreise ging nach Kairo, es war sein Wunsch. Wenn man ihn später nach Ägypten fragte, sagte er, es sei "schwerelos", auch wenn er wusste, dass ihn niemand verstand. Er war dort der junge Parsifal, der reine Tor, und er war glücklich. Es war das letzte Mal in seinem Leben.
(...)
Fähner arbeitete im Garten. Er war jetzt 72, vor vier Jahren hatte er seine Praxis verkauft. Wie immer war er um sechs Uhr aufgestanden. Er hatte das Gästezimmer - er wohnte schon seit Jahren dort - leise verlassen. Ingrid schlief noch. Es war ein leuchtender Septembervormittag. Der Frühnebel hatte sich zurückgezogen, die Luft war klar und kalt. Fähner jätete mit der Hacke das Unkraut zwischen den Herbststauden. Es war eine anstrengende und eintönige Arbeit. Fähner war zufrieden. Er freute sich auf den Kaffee, den er wie immer in seiner Pause um halb zehn trinken würde. Fähner dachte an den Rittersporn, den er im Frühjahr gepflanzt hatte. Er würde im Spätherbst ein drittes Mal blühen.

Plötzlich riss Ingrid die Terassentür auf. Sie brüllte, er habe schon wieder vergessen, das Fenster im Gästezimmer zu schließen, er sei einfach ein Idiot. Ihre Stimme überschlug sich. Blankes Metall.

Fähner würde später nicht genau beschreiben können, was er in diesem Moment dachte. Es habe in ihm, ganz tief unten, hart und scharf zu leuchten begonnen. Alles sei überdeutlich in diesem Licht gewesen. Gleißend.

Er bat Ingrid, in den Keller zu kommen,... . "

Lesen. Unbedingt. Und dann auch gleich danach das zweite Buch von ihm "Schuld".
Keine leichte Kost, aber welche leichte Kost ist schon wirklich gut?

m.

Freitag, 29. März 2013

der plan

Also das war so. Neulich im Fitnessstudio, an irgendeinem dieser komischen Geräte mit komischen Namen an denen man Übungen mit komischen Namen machen muss/kann/soll/will. Musik auf den Ohren. LiLi war auch da, aber sie wollte lieber mit Musik auf den Ohren trainieren, sie musste Aggressionen abbauen. Sie kam gerade vom Arzt, der ihr eine chronische Gastritis diagnostiziert hatte. Was das heißt? Kein Alkohol, kein Kaffee, kein Zucker, kein extrem Sport, kein Garnichts. So ziemlich. Trockene Brötchen und leicht verdauliches, gedünstetes Gemüse ohne Gewürze. Also, alles was Spaß macht  - nicht. Und ich machte da also so die Übungen und sah das deprimierte Gesicht von LiLi und wenn ich eins nicht mag, dann ist es das deprimierte Gesicht von LiLi. Aber ich konnte sie doch sehr gut verstehen, hatte doch gerade in letzter Zeit, unser Lebenswandel eher etwas von Kamikaze-Vollgas-alles was geht, als von "wir sind dann mal vernünftig". Und dann machte ich diese dämlichen Übungen und dachte, das mach ich jetzt seit drei Monaten, aber so richtige Erfolge sieht man nun auch nicht, könnte daran liegen, dass wir sonst Kamikaze-Vollgas und da hilft auch dreimal die Woche Sportstudio nicht so viel... Also man müsste das ganze ganzheitlicher angehen. Wir könnten doch unseren Körpern mal was richtig Gutes tun und nicht: mal was Gutes tun und dann wieder Kamikaze. Und dann war der zweite Gedanke: in vier Wochen Urlaub. Bikinifigur und so weiter. Nach 10 mal weiter hoch und runter oder irgendwas sinnlos zusammendrücken, stand der Plan. Es ist nämlich total blöd, wenn man allein auf alles verzichten muss. Aber gemeinsam geht das schon besser. Und man muss ja nicht auf alles verzichten, sondern man lässt einige Dinge weg und gewinnt andere Dinge dazu. So muss man das mal sehen. Einfach mal positiv. Hab zur Zeit soviel positive Energie, da kann ich einiges von abgeben.

Und zack, am näcshten Gerät LiLi gezwungen die Stöpsel aus den Ohren zu nehmen und ihr den Plan erzählt:
Ab Montag, vier Wochen lang: kein Alkohol, kein Zucker, kein Fett. Gesunde Ernährung, gesunder Sport, viel frische Luft, ganz viel Kultur, Entspannung. Gemeinsam. Der eine motiviert den anderen.

Und das machen wir jetzt. Ab Montag.

Und dann in vier Wochen in den Urlaub fliegen. Fit.

YAY!!!
Freu mich drauf!

m.

P.S. Und ich muss weniger rauchen. Das schaff ich auch schon. Steck mir schnell noch eine an. Ist ja erst Freitag.

Ode

Dunkles Haar, die Haut wie Schnee
Schneewittchen wäre eifersüchtig
Die Augen strahlend blau
dem Himmel Konkurrenz
das Herz roter als das Blut
dass es pumpt.
Und der Geist
hell wie die Sonne -
Du, Du, Du.

P.V.

Freitag, 8. März 2013

gehst du?

das hört sich jetzt ein bisschen nach "sex and the city" an, aber ich habe einen auftrag. einen auftrag von der besten uschi der welt: erklär doch mal, wie geht das mit der Verknuserung von Ex-Freunden oder wieviele Wege gibt es eine Beziehung zu beenden und wann ist sie wirklich beendet? Und ist man immer der Buhmann, wenn man derjenige ist, der es beendet? (entschuldige Uschi, aber den Teil mit der Emanzipation der Frau den muss ich dir schuldig bleiben, das geht dann doch etwas zu weit.)

Da das ja nicht nur eine Frage ist, sondern mehrere komplex, zusammenhängende Fragewürste, fällt es mir etwas schwer anzufangen. Das Thema ist ja auch nicht neu und ich nicht die erste, die um eine Erklärung gebeten wird. und ich könnte jetzt ehrlich sein und einfach sagen: ich habe keinen plan. aber für die beste uschi der welt ist das definitiv eine faule ausrede und sie wird sagen: erst musst du es versuchen und dann kannst du sagen, dass du keinen plan hast. Ich könnte aber auch sagen, dass sie da doch lieber jemand anderen fragen sollte, jemanden mit mehr erfahrung. dann wird sie aber leider antworten: so jemanden kenne ich nicht.

Ich scheine also, nicht drum rum zu kommen. Nicht unbedingt, weil ich einen plan habe, aber anscheinend , weil ich erfahrung habe.

Wo fange ich nur an, bei dieser Wurst aus Fragen mit zwei Enden. Bei der es um das Enden geht. Das Ende von etwas, von dem man am Anfang dachte, es würde nie zu Ende gehen. Sollte man zumindest gedacht haben, sonst hätte man es schließlich gar nicht anfangen sollen. Gehen wir also von der idealen Ausgangssituation aus: zwei lieben sich. so von kopf bis fuss und in den kleinen winkeln und ecken und in den fingerspitzen fühlt der eine den anderen. und die welt ist rosig und watteweich und natürlich auch spannend und kribbelnd. und das kann sogar über jahre so anhalten. und dann auf einmal: plop. seifenblase geplatzt, weil der eine den anderen nicht mehr in seinen fingerspitzen fühlt, aus welchen gründen auch immer.
und da ist wohl schon die erste Antwort. Nein, man ist nicht der Buhmann, wenn man derjenige ist, der etwas beendet, das nicht mehr ist. Ich finde, man ist der Buhmann, wenn man bleibt, obwohl man den anderen nicht mehr in den fingerspitzen fühlt. es ist nicht einfach, der wahrheit ins gesicht zu sehen und es ist noch viel schwieriger, einem menschen, den man einmal sehr geliebt hat, zu sagen, dass man das nun nicht mehr tut. Und sich sicher sein muss, dass es wirklich so ist und nicht nur eine kurze Phase, in der man den anderen gerade einfach nicht mochte, oder weil die umstände so schwierig waren. und man sich fragen muss, muss ich noch kämpfen oder hat der kampf keinen sinn mehr? das ist doch schrecklich schwierig. Und wenn man einsehen muss, alles kämpfen hilft nicht mehr. man allen mut zusammen nehmen muss, den man aufbringen kann und ganz ehrlich sein und am besten seine hände zu fäusten ballt, wegen der fingerspitzen. es gibt tausend wege eine beziehung zu beenden. es gibt so ein schönes gedicht von else lasker-schüler. dir. es beschreibt, wie man es ganz vorsichtig sagen sollte. man sollte versuchen es vorsichtig zu sagen. (Uschi, ich gehe jetzt mal davon aus, dass du jetzt nicht von mir hören wolltest, dass schlussmachen per sms nicht geht.)

Dir

Drum wein' ich,
Dass bei Deinem Kuss
Ich so nichts empfinde
Und ins Leere versinken muss.
    Tausend Abgründe
Sind nicht so tief,
Wie diese große Leere.
Ich sinne im engsten Dunkel der Nacht,
    Wie ich Dir's ganz leise sage,
Doch ich habe nicht den Mut.
Ich wollte, es käme ein Südenwind,
Der Dir's herüber trage,
Damit es nicht gar voll Kälte kläng'
Und er Dir's warm in die Seele säng'
    Kaum merklich durch Dein Blut.

Else Lasker-Schüler


Und es ist ja auch nie so, dass derjenige, der verlässt, am nächsten Tag lustig herum springt und vor freude quietscht. es beginnt auch für ihn die phase des Entwöhnens, die Vertrautheiten, die Nähe, die eine Person, mit der man alles geteilt hat, fehlt. die fingerspitzen fühlen sich auch von ihm ganz verloren und verlassen und spüren nur noch sich selbst. Und die erinnerung an den anderen. und das ist auch nicht einfach. das ist dieses, wann ist eine beziehung wirklich beendet? wann hört das auf, dass man nicht mehr daran denkt, dass muss ich ihm/ihr erzählen, das hätte er/sie schön gefunden. wann hört das auf, dass man bei einem geruch, einer sache, die passiert, nicht mehr an den anderen denkt? ist eine beziehung wirklich in dem moment beendet, wenn einer geht? nach der ersten nacht allein? ist der neue morgen dann schon das gelebte ende? und was tut man, wenn die fingerspitzen sich immer noch erinnern und immer weiter erinnern? und nochmal spüren wollen? und nochmal spüren wollen?

Und da muss derjenige, der verlässt stark sein. das ist wohl das schwierigste. und das ist der schmale Grad, wo er doch noch zum Buhmann werden kann, in dem moment, in dem er geht, aber doch nicht loslässt, weil er seine fingerspitzen immer mal wieder ausfährt, um noch einmal zu spüren, was da war, aber nicht mehr ist. das darf er nicht tun. er muss dem verlassenen die chance geben, sich zu entlieben und das wird er nicht können, wenn der verlasser, immer wieder einmal mit der spitze seines zeigefingers über des anderen herzen streicht.

der verlasser sollte seine fingerspitzen ganz tief in seine hosentaschen stecken, und dort vergraben, wenn er sich ganz sicher ist.
und der verlassene sollte seine fingerspitzen nach anderen dingen ausstrecken, schönen dingen, die sie ablenken, vergessen lassen. wegwischen. bis er irgendwann wieder mit leeren händen da steht.

mit leeren händen streichelt es sich am besten. ein neues herz.

Du hier bleiben

Ganz oft ist es gut in der Ferne zu sein und zu leben. Den Schritt gewagt zu haben, die Abnabelung durchgezogen, zum zweiten Mal im Leben.

Als man damals ging, aus dem Elternhaus, um die Welt zu erobern, war es ein ganz anderes Gehen. Es war selbstverständlich, es wurde nie die Frage gestellt, ob man gehen sollte, höchstens wohin. Wo fange ich an, mein eigenes Leben zu gestalten, wo treffe ich meine ersten ganz eigenen Entscheidungen. Und wenn man dieses WO gefunden hat und es sich zu seinem DA gemacht hat, mit allem was dazu gehört, der Zigarettenverkäufer um die Ecke, der sich schon zu den richtigen Zigaretten umdreht, wenn man die Tür aufmacht und er bei einem Blick ins Gesicht erkennt, heute abend auch ein Bier zu den Zigaretten. Der Gemüsemann, der immer etwas nettes sagt, auch wenn man nur vorbei geht. Alle Wege für sich selbst erlaufen hat und sie in die Füße gewandert sind, so dass man sie auch laufen kann, wenn man nachts leicht angetrunken aus der Stammkneipe stolpert und sich am nächsten Morgen beim besten Willen nicht mehr erinnern kann, wie man nach hause gekommen ist, aber die Füße wussten den Weg. Alle Freunde, die man gefunden hat, was nicht immer einfach war, zu erkennen, dass sie die Seelenverwandten sind, aber als man es erkannte, so froh war. Die Familie, die auch da ist (nachgezogen, in mein DA). Die Morgen, die Mittage, die Abende und alle Nächte. Die Gerüche und die Geräusche. Alles so vertraut.

Und wenn man sich dann entscheidet das alles zu verlassen, dann überlegt man sehr gut. Das ist eine schwere Entscheidung, das eigene DA aufzugeben, um ein neues WO zu erkunden. Sich trauen, herauszufinden, wo kaufe ich dort meine Zigaretten, wo gehen meine Füße denn dann nachts hin, wenn sie doch noch den alten Weg in sich tragen? (Am besten am Anfang nicht zu viel Alkohol trinken, nur zur Sicherheit). Wenn man alle Für und Wider abgewogen hat und sich entschieden hat: ich gehe, dann ist das den großteil der Zeit aufregend und gut und neu und interessant und manchmal schwierig und manchmal ein bisschen einsam. Aber meistens ist es gut und man ist froh über seine Entscheidung. Man verlässt zwar alles, aber man weiß, dass es ja noch da ist da, nur weil man selbst fortgeht, heißt das ja nicht, dass alles andere verschwindet. Man kann besuchen, man kann telefonieren, man kann schreiben. man hat soviele bilder und erinnerungen an die menschen in sich, die einem soviel bedeuten. und auch wenn man sich lange nicht sieht, ist das nicht schlimm. man fängt dann einfach wieder da an zu erzählen, wo man das letzte Mal aufgehört hat.

Nur eine Sache gibt es. und die kann niemand ersetzen, die kann nichts gut machen, die wird man jeden tag vermissen, die kann man sich nicht schön reden. die versetzt einem jeden einzelnen Tag in der Ferne einen Stich und macht die Ferne nicht mehr ganz schön. Man kann nicht erleben, wie Kinder aufwachsen, die von Schwestern. die man in der Schwangerschaft begleitet hat, mit der man solidarisch unglaubliche Mengen Häagen Dasz gegessen hat, mit der man 14 Stunden im Kreissaal mitgelitten hat und nach 14 Stunden den kleinen Wurm in den Armen hielt und es gar nicht fassen konnte (dann aber schnell zu mcdonalds düsen musste, weil die schwester dringend einen big mac brauchte). Und dann die Tage und Wochen danach und die ersten Male, die tausend ersten Male, lachen, sitzen, laufen, erste Worte, erster Geburtstag. Viel zu wenig Zeit gehabt, viel zu viel verpasst, aber doch immer da gewesen, um die ecke. die erste Übernachtung bei mir, dieses kleine Wesen, schlafend in meinem Bett und selbst kein Auge zu tun, weil man schauen muss, wie er schläft, die kleinen händchen zu fäusten geballt, manchmal durchzuckt es den kleinen körper und ganz früh morgens, es ist noch dunkel, wacht er auf und blinzelt mit seinen kleinen augen und kuschelt sich an und wacht so ganz langsam auf... und dann mit vollgas in den neuen Tag. es gibt soviel zu erleben und erlernen und zu entdecken.

Und dann geht man weg. und dann ist man nicht mehr um die ecke. kann nicht mehr zuschauen. ist nicht mehr dabei, kann es sich nur erzählen lassen. kann fotos anschauen, kann noch nicht mal mit ihm telefonieren. weil er noch nicht so recht weiß, wie das geht. nur ein bisschen. kann nicht mehr knuddeln und herzen und umarmen und rumblödeln. nur immer mit monaten abstand. die besuche sind viel zu selten. und viel zu kurz. können nicht das alltägliche leben und das alltägliche verpassen wieder gut machen.

Man ist so außen vor. und dann gibt es die geburtstage, die ohne einen stattfinden, die besonderen tage, die erlebnisse und alle technik und weltweite vernetzung helfen nicht. sie können nur bruchstücke von dem zeigen. können nur ein bisschen nah holen, aber schaffen doch keine nähe. es ist nicht möglich, dass er deine hand nimmt, kurz bevor er wieder abreisen muss und dich mit großen blauen augen anschaut und sagt: du hier bleiben. und er meint sich selbst damit, denn er hat noch nicht gelernt, dass er ein ich ist, denn alle sagen ja immer du zu ihm.

Und dieser Moment, in dem ein stückchen von deinem herz bricht und du dich selbst verteufelst für diese entscheidung, wegzugehen, nicht zu erleben, wie er lernt, dass er ein ich ist. und du wieder einmal auf besuch fährst, in das alte WO und nur denkst: du hier bleiben.

m.

Sonntag, 3. März 2013

little things...

man sagt ja immer, es sind die kleinen dinge, die das leben schön machen. und davon bin ich aber sowas von überzeugt. also lebensmotto, quasi. (könnte daran liegen, dass ich für die großen Sachen nicht das nötige kleingeld habe... aber das sei jetzt mal dahingestellt) - also erfreue ich mich jeden tag an den kleinen dingen. geht ganz einfach, wenn man ein bisschen die augen auf macht - gut, es gibt tage, an denen es etwas schwerer fällt, aber gerade an denen, wenn einem dann so eine kleine sache auffällt oder widerfährt - dann ist sie besonders gut und holt aus den ganz ganz tiefen Tiefen aus einem ein lächeln - und das macht dann den tag doch noch zu einem schönen.

anscheinend geht es nicht nur mir so, es gibt noch andere, die sagen: lebensmotto. gibt sogar jemanden, der all diese kleinen dinge aufschreibt und einen blog draus gemacht hat:

Just little things....

und das ist eine meiner kleinen sachen: lesen, dass jemanden etwas genauso glücklich macht, wie mich.

hier ein paar von ihren "little things" die mich haben schmunzeln lassen, weil sie auch ein lächeln auf meine lippen zaubern:










und natürlich habe ich auch kleine, eigene, z.b.:

- nachts schaukeln.
- mit einer welle mitschwimmen und sich vom wasser tragen lassen.
- einen handgeschriebenen brief im briefkasten finden.
- wenn man ein schönes foto macht.
- die letzte seite eines guten buches lesen und sich wünschen, es wäre nicht die letzte.
- nachts mit guter musik auf den ohren durch irgend eine stadt laufen.
- blumen ins büro geliefert bekommen.
- ein richtig gutes lied hören und ganz laut mitsingen.
- im bett liegen und der sonne beim aufgehen zu schauen.
- tbc.

m.
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sonntags lesenswert 5


"Er ist wieder da" - Timur Vermes
 Musste ich ja lesen. Das ist so ein Buch, das man lesen muss, um darüber zu sprechen. Und zu urteilen. Zu verurteilen oder zu loben. Und ich kann mich nicht ganz entscheiden. Was ich machen soll.
Es fängt großartig an, guter Wortwitz, intelligent, großartige Einfälle und immer dieser leichte Schauer, der einen über den Rücken rollt, wenn man sich reindenkt - die gedanken von ihm, die alle als Scherze auffassen - es sind aber keine Scherze. War so - damals - und auch wenn man ihn in 2011 wieder aufwachen lässt...

also wirklich ein gutes Buch. Das einen zum Lachen und Nachdenken bringt. Es hat nur seine Längen und es hat irgendwie so kein Ende und irgendwie bleibt auch ein bisschen die Angst: und wenn das jetzt jemand liest, der nicht so denkt, wie ich, sondern so denkt wie ein Gehirnamputierter (davon gibt es ja soviele) und einige von denen können lesen, wirklich! Auch wenn sie natürlich im Buch auch entsprechend dargestellt werden, aber hilft das? Denken sie am Ende nicht: genauso einen bräuchte es! Der bringt es auf den Punkt!

Man kann nur hoffen, dass die Gehirnamputierten einfach den Weg in den Buchladen nicht finden. Dann ist es ein gutes Buch.

Besonders hervorzuheben finde ich Hitlers Verwunderung über die anscheinend geistesgestörten Frauen, die im Park hinter ihren Hunden her laufen und den Hundekot in dafür extra zur Verfügung gestellte Hundekotsäckchen füllen - Deutschland scheint sich um seine Geistesgestörten zu kümmern.

Also lesen, damit man darüber sprechen kann und wirklich einige Male herzhaft lachen kann.

m.

Samstag, 2. März 2013

warten bis die Sonne rauskommt

Manchmal braucht man Ablenkung vom Warten, darauf dass die Sonne rauskommt. Nur sind es immer diese Momente, in denen einen einfach nichts ablenkt, was so um einen herum ist...kein buch (das buch ist soooo fad... warum muss man auf 600 seiten beschreiben wie ein junge mit einem tiger in einem boot sitzt???), kein film (die dvd auswahl ist mau und klein und tausendmal gesehen), keine freundin verfügbar (die eine ist ja immer nicht da, weil sie ja nicht da wohnt, die andere, die sonst  immer da ist, ist auch nicht da). Bleibt nur aus dem Fester starren, bis die Sonne rauskommt.

Was wäre in einer perfekten Welt, jetzt die perfekte Ablenkung?

1. Das Buch "Noch ein Tag und eine Nacht"  von Fabio Volo - wunderschöne Liebesgeschichte - ein bisschen zu schlau manchmal, aber manchmal sehr schlau und schön und gut.

"Sie ist für mich ein Haus mit Glasdach. Ich kann den Himmel sehen und fühle mich trotzdem geborgen."


2. "Sleepless in Seattle" - neulich dran gedacht und seit dem unbedingt endlich mal wieder sehen wollen. der geht immer, auf die couch kuscheln, irgend etwas leckeres zum schnabbulieren dazu und die zeit verfliegt. und weil die zeit so schnell verfliegt, gleich noch "Während du schliefst" hinter her... Beide nicht auf DVD - ich sollte sie schnell kaufen gehen, wie kann ich nur ohne sie leben? ohne sie leben geht nicht, also muss ich sie gleich kaufen.


3. Gute Musik - die hier macht mir gerade Freude


Danke beste Uschi der Welt, mal wieder ein Knüller! Twist the Knife ist sehr sehr groß.

Und wieder entdeckt, nach Jahren und immer noch jedes Wort mitsingen (am besten sehr sehr laut, liebe Nachbarn, tschuldigung nochmal wegen gestern abend) können:


das mag ich, wegen der ersten Zeile: Wait a minute man you mispronounced my name - Story of my life...


4. schlaue Sprüche auf pinterest finden...



5. Fotos von Freundin machen:




6. oder das kopfkino einschalten und sich die sonne denken...



7.oder gar nicht warten, weil warten sinnlos ist.

m.

Sonntag, 17. Februar 2013

umdrehen

manchmal muss man stehen bleiben. auf dem weg den man gerade geht, umdrehen. auf der stelle umdrehen und in eine andere Richtung weiterlaufen. auch wenn der weg, der vor einem liegt, schön aussah, sich gut anfühlte, vielleicht ein wenig steinig, aber das sollte einen niemlas stören (steinige Wege stellen sich oft, als ganz großartige Wege heraus, die einen wachsen lassen und größer machen oder wenigstens stärker, die einem etwas beibringen, über das leben und die menschen, die man auf ihnen trifft). Auch wenn der Weg, der vor einem liegt, verlockend ist und einen reizt und man ihn gerne probieren würde. Leider haben viele Wege es so an sich, dass sie kein Zurück haben. Wenn man sich einmal entschieden hat, sie zu gehen, kann man nicht mehr zurück, egal ob am Ende Glück oder Verderben liegen. Man muss das Ende des Weges dann so nehmen, wie es ist. Leider sieht man das Ende nie vorher, man weiß nicht, ob Glück oder Verderben am Ende liegen. Und doch fühlt es sich manchmal so gut an, wenn man am Anfang eines dieser Wege steht, dass man das Risiko in Kauf nehmen möchte, dass man das Verderben in Kauf nimmt, in der Hoffnung auf das Glück. Und es einem egal ist, dass man auf der Hälfte des Weges oder auch kurz vorm Ende nicht mehr umdrehen kann, wenn man erkennt, das Verderben liegt da groß und breit vor dir ausgebreitet. Umdrehen geht dann nicht mehr.

Deswegen muss man manchmal am Anfang des Weges stehen bleiben und umdrehen.

Oder jemand hält einen auf und sagt, hier kannst du nicht lang gehen. dreh um. nimm einen anderen, einen besseren Weg, dieser täuscht dir nur etwas vor oder die chancen, auf Glück oder Verderben stehen nicht fifty-fifty, sondern neigen sich zur Seite des Verderbens. Wenn du deine Augen öffnen würdest, dann würdest du es selber sehen, dass das nicht der richtige Weg ist. Der Weg macht nur einen falschen Eindruck auf dich, er blendet dich, wie er sich hier am Anfang durch sanfte Wiesen schlängelt, er führt in tiefe dunkle Sümpfe, in denen man stecken bleibt, die einen zu Boden zerren, umwirtlich sind, kalt und eklige Dämpfe ausstoßen, schweflig, die dich betäuben werden, bis du nicht mehr du selbst bist. Bis du nicht mehr wächst und größer wirst, sondern nur noch einsinkst und immer kleiner wirst. Bis das Verderben dich ganz in seinen Bann gezogen hat. Es ist gut, wenn man an einem dieser Wege steht und jemand, irgend jemand, einem die Hand auf die Schulter legt und sagt: geh nicht diesen Weg. Dreh um.

Manchmal ist es gut, wenn es jemand für einen tut, weil man es selbst nicht weiß, nicht sieht.

Egal, ob man selbst diese Entscheidung trifft, oder ein anderer diese Entscheidung für einen trifft. Man bleibt noch einmal kurz stehen und schaut sehnsüchtig auf diesen schönen Weg, mit seinen kleinen weißen Blumen am Wegesrand, die man so gerne gepfückt hätte, die große alte Eiche, an die man sich gerne gelehnt hätte, um zu rasten, der kleine Bach der sich entlang schlängelte, aus dem man hätte trinken wollen, der kleine Hügel, den man gerne erklommen hätte um in die schöne Ferne zu schauen. Es ist ein bisschen wie eine vergebene Chance auf das Glück. Es hätte doch das Glück am Ende liegen können, auch wenn die Chancen schlecht standen. Man hatte doch gehofft.

An solchen Tagen, an denen man umgedreht ist, muss man sich etwas Gutes tun, stärken für den neuen Weg. Da mache ich mir einen Nüssli-Salat, den habe ich aus der Schweiz importiert. Der ist ganz einfach und schnell gemacht und stärkt. Weil es ein bisschen mehr ist als Salat.



Rezept:
Nüssli-(Vogerl-) oder Feldsalat (aus welchem Land ihr auch immer kommt)
ein paar Champignons
ein paar Cherrytomaten
ein hart gekochtes Ei
Frühstücksbacon
milder Essig
Salz und Pfeffer

Alle Salatzutaten mit Essig, Salz und Pfeffer anmachen und vermischen, den Frühstücksbacon in kleine Streifen schneiden und kross auslassen. Bacon mit dem Fett aus der Pfanne über den Salat geben. Fertig. Köstlich.

Und manchmal sollte man nicht umdrehen.
m.