Sonntag, 12. Oktober 2014

alle 7 jahre


Man sagt ja, der Mensch ändere sich alle sieben Jahre. Jetzt habe ich mich also schon fünf mal geändert in meinem Leben oder ändere ich mich gerade zum fünften Mal? Passiert das also gerade und die weiteren sieben Jahre? Ich fühl mich nämlich eigentlich immer noch genauso, wie vorher. Ok, vielleicht nicht mehr ganz so, wie mit 28, das letzte Mal änderung. Und ich muss gestehen, dieser Geburtstag fiel mir schwer. Viele Gedanken vor diesem Tag in meinem Kopf. über das Leben an sich. über mein Leben im Speziellen. Da kann man sagen was man will, das passiert einfach. Ich hatte nie einen grossen Plan für mein Leben. Nur verschwommene Bilder, die Typischen, die vielleicht gar nicht aus mir kamen, sondern eher aus der allgemeinen Annahme, so müsste Leben ja aussehen. Der einzige konkrete Plan, an den ich mich erinnern kann, war, dass ich kurz nach meinem Abi mit 18 dachte, mit 25 bin ich mit meinem Studium fertig. Mit welchem Studium war da jetzt noch nicht konkret festgelegt. Aber tatsächlich, mehr durch Zufall, war ich mit 25 mit meinem Studium fertig. Und so ging das weiter, durch Zufälle bin ich von einem Job in den nächsten geschlittert, von einem Land in das Andere.
Und dann sitzt man da, 10 Jahre später und denkt sich: vielleicht sollt ich jetzt doch mal einen Plan machen! Aber weiter als höchstens einen Monat (da flieg ich nämlich in den Urlaub, das ist schon gebucht, das weiss ich) komme ich nicht. Ich kann es drehen und wenden wie ich will, da manifestiert sich nicht der grosse Plan in meinem Leben. Früher habe ich immer gedacht, wenn mich jemand mal fragt, was ich denn später mal werden möchte, würde ich antworten: glücklich und umarmt. Wenn mich jetzt jemand fragen würde, würde ich meine Antwort auf "glücklich" beschränken. Und wenn das mein grosser Plan ist, dann hat der bis jetzt auch gut funktioniert. Also, worüber zerbreche ich mir dann den Kopf? Irgendwie ist 35 so eine grosse Zahl, die man sich gar nicht vorstellen kann. Und die so ein bisschen einen Wendepunkt bedeutet. Jetzt aber wirklich erwachsen. Also so richtig, da kann man sich jetzt nicht mehr rausreden.

Aber ich war doch schon immer recht erwachsen, im klassischen Sinn, wie man erwachsen definieren könnte, nicht mit langweilig und nichts passiert mehr, sondern mit: eigenständig, selbst Geld verdienen, recht vernünftig sein, sich um andere Menschen kümmern. Das tue ich schon fast seit ich 13 bin, das hat das Leben einfach so mit sich mitgebracht und wahrscheinlich auch meine Persönlichkeit. Das bin ich alles schon so lang und nebenbei bin ich immer Kind geblieben. Mit kleinen dingen über die ich mich freuen kann, albern sein, wild sein, zu spät nach Hause kommen, mit den Freundinnen lachen bis spät in die Nacht (früher in Pyjamas auf Betten lagern, jetzt bei mir daheim oder in Bars oder in Clubs). Also: ich bin erwachsen, nichts besonderes. Das ist also nicht das Problem des Geburtstages.

Weil das "umarmt" fehlt? Weil der verschwommene Plan irgendwie auch dieses Bild vom perfekten Mann und süssen Kindern mit einschloss? Und das hat ja noch nicht so richtig funktioniert, ganz offensichtlich. Aber ganz offensichtlich ist das auch nicht das Problem, denn ich bin ja sehr gern allein und glücklich damit. Und was nicht sein soll, soll eben einfach nicht sein und sollte es doch noch sein, dann wird das auch noch. Auch wenn ich manchmal das Gefühl habe, man, ich bin ganz schön egoistisch, weil mein Leben ein mehr oder weniger egoistisches ist, dreht sich ja den ganzen Tag nur um mich. Naja, gibt Schlimmeres. Hat ja auch Nachteile: ich muss mir die Hühnersuppe selber kochen, wenn ich krank bin. Viel mehr Nachteile fallen mir grad nicht ein. Also ist es das auch nicht.

Und dann kommt der grosse Tag, mein Geburtstag, oder eher das Geburtstagswochenende. Freitag kommt die beste Uschi der Welt aus der Schweiz angedüst, ich koche uns etwas, wir quatschen, trinken ein Glas Wein und es ist herrlich. Am Samstag stehen wir gemütlich auf, setzen uns hin, trinken einen kaffee nach dem anderen, rauchen, quatschen, planen ein bisschen den Tag, und lassen die Zeit dahin tröpfeln, draussen strahlt die Sonne und der blaue Himmel ist besonders hell und die Luft ist so schön leicht und die Stimmung auch, keine Gedanken mehr an grosse Pläne, nur noch der Plan für den Tag. Wir kaufen ein, kochen zusammen und haben mächtig viel Spass. Am nachmittag trudeln die Mädels ein und wir knipsen Fotos, was ich besonders liebe, trinken Prosecco, essen Häppchen und Lachen und Lachen und Lachen. Als wir ganz viele Fotos gemacht haben, die black dresses getauscht und befunden haben, dass jede mindestens ein Foto hat, auf dem sie wunderschön ist, machen wir uns fertig und gehen ins WC, unser Wohnzimmer. Und da warten noch mehr liebe Menschen und es wird weitergelacht und getrunken, getanzt und um 12 Uhr nachts, wird angestossen, auf mich, auf meine 35 Jahre. Um mich so viele liebe Menschen und mir kullern die Tränen übers Gesicht, nicht weil ich traurig bin, dass ich jetzt so alt bin, sondern weil ich so glücklich bin! Mein Leben ist ein so glückliches, reich an ganz besonderen Menschen, jeder auf seine Art besonders für mich und alle stehen um mich rum und umarmen mich. Und ich bin glücklich und umarmt.

Der grosse Plan, aufgegangen.

Wo ich in 7 Jahren bin? Ich habe keine Ahnung, irgendwo werde ich schon hinschlittern. Und das ist vollkommen ok, so gar keinen Plan zu haben, das bin nämlich ich und nicht das, was man sich so denkt, wie es sein sollte. Das Einzige, was ich gerne planen möchte: dass es ein bisschen so ist, wie dieser Geburtstag. Vielleicht habe ich das Glück und bin ein bisschen so glücklich, wie an diesem Tag.

Danke an die grossartigen Menschen in meinem Leben.

m.

P.S. Ein paar Fotos von Nachmittag müssen gezeigt werden.
P.P.S. Vom Abend im WC gibt es kaum welche, war so eine gute Party, dass keiner auf die Idee gekommen ist, Fotos zu machen, musste gelacht, getrunken und getanzt werden.







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